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Deutscher Olympischer Sportbund will NS-Vergangenheit überprüfen

Sport im Schatten der Diktatur: Der Deutsche Olympische Sportbund beauftragt eine Untersuchung über Verstrickungen mit dem NS-Regime. Die Befassung mit der eigenen Geschichte soll die Demokratie stärken.

Der Deutsche Olympische Sportbund will seine Rolle in der NS-Zeit erforschen lassen. “Mit der Aufarbeitung nimmt der DOSB seine Verantwortung wahr, sich kritisch mit seiner eigenen Geschichte im Zusammenhang der NS-Diktatur auseinanderzusetzen”, erklärte Sportbund-Vorstandsmitglied Michaela Röhrbein am Montag in Frankfurt. “Das ist ein erster, aber enorm wichtiger Schritt.”

Gemeinsam mit Jutta Braun (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam) und Berno Bahro (Department für Sport- und Gesundheitswissenschaft der Universität Potsdam) soll das Verhalten des Verbands in der NS-Zeit erforscht und bis 2026 in einer Monografie publiziert werden. Es gehe um formale NS-Belastungen und um Verstrickungen in sogenannte “Arisierungen” sowie Verfolgungsmaßnahmen gegen Juden, heißt es in einer Mitteilung des Verbands.

Im Fokus stehen demnach Persönlichkeiten, die nach 1945 leitende Funktionen im deutschen Sport innehatten. Einbezogen würden Inhaber von Ämtern in Präsidien und Geschäftsstellen in nationalen Sportorganisationen von Bundesrepublik und DDR.

Gerade in Zeiten, in denen Demokratie und Gesellschaft angegriffen würden, sei dies eine Verantwortungsübernahme im Sinne von “Nie wieder Diktatur und Faschismus!”, so Röhrbein, die im Vorstand für den Bereich Sportentwicklung verantwortlich ist. “Es geht nicht nur um die Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern auch um die Verantwortung, die wir für eine integre und demokratische Zukunft tragen – im Sport und in der Gesellschaft.”