Die wenigen Wochen zwischen zwei Pontifikaten sind eine besonders heikle Zeit im Vatikan. Niemand hat die Macht, alle arbeiten nur für ein Ziel: die korrekte Wahl eines neuen Papstes.
Niemand hat mehr “Untertanen” als der Papst. Jetzt, da das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken weltweit tot ist, müssen alle informiert und die Vorbereitungen für die Nachfolge getroffen werden. All dies folgt einem strengen Protokoll und ist an spezielle Personen und Ämter gebunden.
Dabei sind im Vatikan jetzt nur noch ganz wenige Funktionsträger im Amt. Der sonst so mächtige Kardinalstaatssekretär, die Chefs der “Dikasterien”, sie alle haben mit dem Papsttod ihren Posten verloren. Nur die sogenannten Sekretäre amtieren weiter und führen die Amtsgeschäfte, ohne Zukunfts-Entscheidungen zu treffen.
Derzeit ist der Kämmerer der katholischen Kirche (“Camerlengo”) neben dem Dekan des Kardinalskollegiums eine der wichtigsten Figuren. Es ist derzeit Kardinal Kevin Farrell (77). Er teilte am Morgen des Ostermontags den Tod des Kirchenoberhaupts vorläufig mit. Außerdem musste er die päpstliche Wohnung versiegeln. Stunden später ist es seine Aufgabe, die Todesnachricht ganz offiziell, am Sarg des Verstorbenen, zu verbreiten. Er benachrichtigt auch offiziell das Bistum Rom, dessen Bischof der Papst ist, und dessen Kardinalvikar Baldo Reina, der ebenfalls im Amt bleibt.
Anwesend bei dem Ritus ist auch der Dekan des Kardinalskollegiums, derzeit der 91 Jahre alte Kardinal Giovanni Battista Re. Er gibt die Information an alle Kardinäle weltweit weiter und ruft sie nach Rom. Und er teilt den Tod den diplomatischen Vertretern beim Heiligen Stuhl mit.
Nun ist das Kardinalskollegium für wenige Wochen die oberste Instanz der katholischen Weltkirche, derzeit sind dies 252, nur 135 von ihnen sind jünger als 80 und damit wahlberechtigt. Das Kardinalskollegium übernimmt auch die Verwaltung des Vatikanstaats.
Der Kämmerer kümmert sich mit drei assistierenden Kardinälen um die Güter und Rechte des Heiligen Stuhls und bezieht das Kardinalskollegium bei wichtigen Fragen mit ein. Der deutsche Kardinal Reinhard Marx (71) ist als Koordinator des Wirtschaftsrates fest als Unterstützer des Camerlengo gesetzt. Die beiden anderen assistierenden Kardinäle werden alle drei Tage unter den Anwesenden per Los bestimmt.
Während der Kardinaldekan mit den Vorbereitungen der Papstwahl befasst ist, ist der Camerlengo für den Ablauf der Trauerfeiern zuständig. Franziskus hat diese vereinfacht. Wichtigste Änderung: Nach dem Tod wird der Papst in einen Sarg gelegt und nicht mehr offen auf einem Katafalk aufgebahrt.
Die rituelle Feststellung des Todes in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta erfolgt in Anwesenheit von wenigen Personen: Kämmerer, Kardinaldekan, Direktor des vatikanischen Gesundheitsamtes samt Stellvertreter, dazu der päpstliche Zeremonienmeister, Erzbischof Diego Giovanni Ravelli. Dieser ist für Vorbereitung und Ablauf des Bestattungsritus zuständig.
Erst mit einigem zeitlichen Abstand werden die sterblichen Überreste in den Petersdom überführt. Bis dahin haben Menschen aus dem Umfeld des Papstes, darunter viele Vatikan-Angestellte, Gelegenheit, von ihm Abschied zu nehmen.
Wenn der Sarg dann im Petersdom steht, können in den darauffolgenden Tagen alle, die dies wollen, dem Pontifex die letzte Ehre zu erweisen. Zum Abschied von Benedikt XVI. kamen Hunderttausende, bei Johannes Paul II. waren es mehrere Millionen. Erst am Vorabend der Beisetzung verschließt der Kämmerer in einer Zeremonie den Sarg.
Rund eine Woche nach dem Tod des Papstes findet auf dem Petersplatz die Trauermesse statt. Zu ihr werden hochrangige Vertreter der Staaten und der Kirchen erwartet. Anschließend wird der Sarg zur Basilika Santa Maria Maggiore begleitet, dort versiegelt und in das vorgesehene Grab gelegt. Papst Franziskus hat selbst verfügt, dort beigesetzt zu werden. Danach beginnen die “Novemdiales”; in dieser neuntägigen Trauerzeit werden Messen für den gestorbenen Papst gefeiert.
In dieser Phase trifft sich das gesamte Kardinalskollegium täglich zu Versammlungen, es beginnt das sogenannte Vorkonklave. Neben praktischen Entscheidungen wird über die Lage der Kirche und das Profil des künftigen Papstes gesprochen. Am Ende entscheiden sie, wann das eigentliche Konklave beginnen soll. Dies ist spätestens drei Wochen nach dem Tod der Fall.
Nach einer Messe im Petersdom ziehen dann jene Kardinäle, die noch unter 80 Jahre alt sind, zur Wahl eines neuen Petrus-Nachfolgers in die Sixtinische Kapelle. Von derzeit 135 Wahlberechtigten kommen 53 aus Europa, davon 16 aus Italien. Asien stellt 23 Wähler, Lateinamerika (mit Mexiko) 21, Afrika 18, Nordamerika 16 und Ozeanien 4.
Kaum eine andere Wahl ist so detailliert geregelt wie die eines Papstes. Der ranghöchste Kardinalbischof unter 80 Jahren, Pietro Parolin (70), leitet das Konklave. Zur Abgabe ihrer Stimme treten die Kardinäle einzeln vor den Altar, leisten einen Eid und legen den Zettel mit einem Namen in die Urne. Zum Papst gewählt ist, wer mehr als zwei Drittel der Wählerstimmen auf sich vereinigt.
Die Stimmzettel werden nach den Wahlgängen bis zu zwei Mal täglich verbrannt. Dabei wird mittels Chemikalien schwarzer oder weißer Rauch als Signal für die Öffentlichkeit erzeugt. Schwarz, solange kein Papst gewählt wurde – weiß, wenn die Wahl erfolgreich war.