Der 2. Februar: 40 Tage nach Jesu Geburt stellte sich die Heilige Familie im Tempel vor: das Ende der Weihnachtszeit und ein zentraler Tag in der Landwirtschaft des Mittelalters. Deren Weisheiten kamen auch in die Neue Welt.
Quer über den Globus und verschlungen durch die Zeiten zieht sich eine seltsame Verbindung zwischen der Gottesmutter Maria, die dem Kindbett im Stall entsteigt und dem biblischen Kindermord von Bethlehem entkommt, über einen nordamerikanischen Nager aus der Familie der Hörnchen bis zu einem Hollywood-Kassenschlager der 1990er Jahre.
Mit der “Darstellung im Tempel” erfüllten Maria und Josef die jüdischen Gesetzesvorschriften aus dem biblischen Buch Leviticus. Für 40 Tage nach der Geburt eines Jungen galt die Frau demnach als unrein. Daher hieß das Fest früher auch “Mariä Reinigung”. Als Reinigungsopfer hatte sie einem Priester ein Schaf und eine Taube zu übergeben; weniger Wohlhabende brachten zwei Turteltauben dar.
Der erstgeborene Sohn wurde damals, in Erinnerung an Israels Auszug aus der Sklaverei Ägyptens, als Gottes Eigentum angesehen. Seine Präsentation im Tempel nahm für Maria theologisch bereits die Rückgabe ihres Sohnes an Gott im Kreuzestod Jesu vorweg. Diese christliche Heilsperspektive wurde später mit einer Licht- und Kerzensymbolik verbunden. Daher wird der Tag auch als “Mariä Lichtmess” gefeiert.
Auch landwirtschaftlich war der 40. Tag nach Weihnachten eine Wegmarke: Der 2. Februar, früher das Ende der weihnachtlichen Festzeit, war zugleich der Auftakt zum Ackerjahr. Es ging wieder los! Mit der spürbar zunehmenden Tageslänge an “Mariä Lichtmess” sind allerlei Bauernweisheiten verbunden.
So hieß es etwa: “Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit; ist es aber klar und hell, kommt der Lenz noch nicht so schnell.” Aus Westfalen ist aus dem Jahr 1859 überliefert: “Wenn der Dachs zu Maria Lichtmeßen, mittags zwischen 11 und 12 Uhr seinen Schatten sieht, so muß er noch vier Wochen in seinem Baue bleiben.”
Die vielen deutschsprachigen Einwanderer in Pennsylvania/USA, wo es keine Dachse gibt, brauchten als Protagonisten dieser Bauernregel einen ähnlichen Winterschläfer – und sie erkoren dafür das tagaktive Waldmurmeltier, auf Englisch Groundhog oder Whistle Pig (“Pfeifschwein”) genannt.
Das Fest Mariä Lichtmess wurde so in den USA zum “Groundhog Day” oder, wie der Tag in dem auf kurpfälzischen Dialekten basierenden Pennsylvania Dutch heißt: “Grundsau-Daag”. Daran, ob die “Grundsau” ihren Schatten sehen kann, entscheidet sich (vermeintlich) die Länge des Winters. Am weitesten treibt diesen volksfesthaften Kult in den USA und Kanada der 6.000-Einwohner-Ort Punxsutawney rund 130 Kilometer von Pittsburgh, Spielort des Filmklassikers “Und täglich grüßt das Murmeltier” von 1993.