Von einem Wahrzeichen sollte man eine gewisse Größe erwarten. Der Kölner Dom ist schon von weither zu sehen. Und auch der Eiffelturm in Paris überragt majestätisch seine Umgebung.
Dann steht man staunend vor dem Dreihasenfenster und fragt sich: „Das ist es? Das ist das Wahrzeichen der Stadt Paderborn?“
Es ist nicht von weither sichtbar und auch im Dom wird es nicht großartig präsentiert. Nein, versteckt in einem Kreuzgang fristet das Fenster sein Dasein. Ein begabter Steinmetz hat Anfang des 16. Jahrhunderts drei Hasen darauf verewigt. Sie sind im Kreis angeordnet, mit den Ohren einander verbunden. In Paderborn kennt jedes Kind den Spruch „Der Hasen und der Löffel drei, und doch hat jeder Hase zwei“.
Das Dreihasenfenster zeigt auf ziemlich raffinierte Weise, wie Trinität funktioniert. Die drei Tierchen sind über ihre Ohren untrennbar miteinander verbunden. Drei Hasen, drei Ohren. Und doch ist jeder Hase auch eigenständig, hat zwei Ohren, wie es die Natur vorgesehen hat.
So einfach kann Theologie also auch sein. Es ist ein bisschen wie bei der „Sendung mit der Maus“. Die schafft es, komplizierte Sachverhalte wie Atomkraft oder Löcher im Käse für Kinder – und nicht nur für die – verständlich zu machen. Eine wahrhaft hohe Kunst.
Genau diese Kunst beherrschte auch Martin Luther, ein Zeitgenosse jenes unbekannten Steinmetzes. Er verpackte Theologisches wie Jesu Geburt, Tod und Auferstehung in ein paar Liedverse. Gut zu singen und leicht zu merken. Und heute noch nicht vergessen.
Vielleicht macht gerade das ein echtes Wahrzeichen aus. Sei es eins aus Stein – oder aus Noten.