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Der Fall Pottbäcker im Bistum Münster

Zum Fall der Gemeinde in Rhede

Der als pädophil geltende Priester Heinz Pottbäcker (1937-2007) verbrachte sein 43-jähriges Priesterleben an 14 Stationen und missbrauchte in dieser Zeit zahlreiche Jungen wie auch vereinzelt Mädchen.

Dem Fall sind 20 Seiten in der 2022 veröffentlichten Missbrauchsstudie im Bistum Münster gewidmet. Ein Forschungsteam von Historikern untersuchte den Zeitraum ab 1945 und belegte die in den Nachkriegsjahrzehnten auch von Bischöfen gepflegte Vertuschungspraxis – unter anderem im Fall Pottbäcker.

Für den Zeitraum zwischen 1967 und 1983 fanden die Autoren Hinweise auf 21 Missbrauchsbetroffene, gehen jedoch von einer sehr hohen Dunkelziffer aus, da Pottbäcker im Rahmen seiner Tätigkeiten in den jeweiligen Pfarreien vielfältige Möglichkeiten gehabt habe, Taten anzubahnen und auszuführen.

In der Kleinstadt Rhede im Münsterland war der Täter von 1971 bis 1973 Kaplan und missbrauchte mindestens elf Kinder, die meisten von ihnen Messdiener und Teilnehmende von Ferienfreizeiten. Unter ihnen war auch der heutige Buchautor Martin Schmitz, der als Gründer der Rheder Selbsthilfe-Gruppe über zahlreiche Betroffenenkontakte verfügt. In einer sogenannten “realistischen Spekulation” geht er von insgesamt 50 bis 100 Betroffenen durch Pottbäcker aus.

Bereits 1967/68 – noch vor seiner Versetzung in die Rheder Gemeinde – hatte das Landgericht Recklinghausen Pottbäcker wegen Missbrauchs an Schutzbefohlenen beziehungsweise Kindern sowie homosexuellen Handlungen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, setzte die Strafe aber auf Bewährung aus. 1983 wurde er erneut verurteilt.

In der Gemeinde hatte der damals Mitte-30-jährige Kaplan einen guten Ruf. Er habe eine “charismatische” Ausstrahlung besessen, heißt es. Allein schon durch sein Gitarrenspiel im Gottesdienst habe er geradezu einen “Hype” ausgelöst, wie es ein Betroffener formulierte.

Aus Schilderungen Betroffener aus verschiedenen Gemeinden geht hervor, wie Pottbäcker Kinder teils über mehrere Jahre in regelmäßigen Abständen in seinem Büro und Unterkünften in Ferienlagern, aber auch in der Sakristei missbrauchte.