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Fünf Minuten Glück

Im Angesicht von Leid und Gewalt: Darf man überhaupt noch glücklich sein?

Zufällig fällt mein Blick auf ein paar Zeilen in einer Werbe-E-Mail. Da wird mir eine Übung vorgeschlagen: „Was macht Sie glücklich? Stellen Sie einen Wecker auf fünf Minuten ein. Nehmen Sie einen Zettel und Stift zur Hand und zwingen sich, fünf Minuten lang ununterbrochen zu schreiben, was Sie glücklich macht.“
Die Übung reizt mich. Gleichzeitig beschäftigen mich die schrecklichen Ereignisse der vergangenen Tage und Wochen. Will ich jetzt so eine Übung machen? Kann ich das?
Ja, beschließe ich. Das geht. Dann versuche ich es.
Erst fällt es mir schwer, doch dann fliegt der Stift über das Papier. Wie schnell doch fünf Minuten um sind. Ich staune selbst darüber, was mich alles glücklich macht: ein gutes Buch, singen, neue Erkenntnisse, Gottes Gegenwart zu erfahren, Schokolade. Manches ist recht banal. Auffällig ist, dass in meiner Aufzählung oft andere Menschen vorkommen. Es ist toll, interessante Menschen kennenzulernen. Zeit mit denen zu verbringen, die ich liebe. Vertrautheit macht mich glücklich und das Wissen, dass es meinen Lieben gut geht.

An dieser Stelle wandern meine Gedanken wieder zu denen, die leiden, die trauern, denen es aus verschiedensten Gründen schlecht geht. Mir wird deutlich bewusst, wie gut es mir geht – trotz allem, was mir in meinem Leben schwer ist. Und obwohl ich natürlich weiß, dass auch in meinem Leben das Schreckliche jederzeit einbrechen könnte.
Gleichzeitig zeigt mir diese schlichte Übung, wie viele Aspekte das Glück hat. Und nicht zuletzt, dass ich selbst einen Teil dazu beitragen kann, mich und die Menschen um mich herum vielleicht ein bisschen glücklicher zu machen.