Schwerin. Als Andreas von Maltzahn im September 2007 Bischof der mecklenburgischen Landeskirche wurde, war er in gewisser Weise ein Newcomer. Denn vor seiner Kandidatur war der damalige evangelische Propst von Wismar über seinen näheren Wirkungskreis hinaus kaum in Erscheinung getreten. Das hat sich nach fast zwölf Jahren als Bischof, darunter seit Gründung der Nordkirche zu Pfingsten 2012 als Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern, grundlegend geändert. Nun beendet der 57-jährige promovierte Theologe seinen Bischofsdienst. Ab Mai wird er als Studienleiter im Predigerseminar der Nordkirche in Ratzeburg arbeiten.
Es ist nicht nur die äußere Erscheinung des 1,98-Meter-Mannes, die beeindruckt. Seine Art und sein Auftreten werden von vielen, die mit ihm zu tun hatten, als warmherzig und anderen Menschen zugewandt beschrieben. Von Maltzahn gilt als jemand, der zuhört und nicht schon vorher fertige Phrasen und Rezepte bereit hat. Und er hat Humor, kann mit Leichtigkeit spontan eine lustige Anekdote beisteuern, wenn es passt.
Bereits vor seinem Amtsantritt als mecklenburgischer Landesbischof hatte der gebürtige Hagenower angesichts der zunehmend angespannten Arbeitssituation der Kirche im Flächenland Mecklenburg in einem Interview den “Mut zur Lücke” angemahnt. “Weil eben nicht mehr alles zu schaffen ist, müssen wir lernen, Dinge zu lassen, wenn sie nicht delegierbar sind.”
Kirche gewinnt als Kirche
In seinem letzten Bericht an die Nordkirchen-Landessynode schloss sich im März 2019 hier in gewisser Weise ein Kreis. Er ermunterte in Warnemünde dazu, mutig zu sein und Experimente zu wagen. Kirche werde als Kirche gewinnen, “wenn und indem sie den Osten als Laboratorium der Zukunft gut begleitet und stärkt”. In Mecklenburg gebe es, bei allem Schmerz über Abbrüche, Spannendes zu erkunden. Wie etwa Passionsandachten an Orten heutigen Leidens oder das “Volxmobil” mit seiner aufsuchenden Sozialarbeit in abgehängten Stadtteilen oder Landstrichen.
Die Kirche wolle auch angesichts des demografischen Wandels in der Fläche präsent sein, sagte er. Dazu gehöre, überall auf Anfrage hin Seelsorge und Amtshandlungen wie Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen anzubieten. Denkbar sei hingegen, Gottesdienste nur dort zu feiern, wo die jeweiligen Gemeindeglieder oder Bewohner diese wirklich wünschen und dafür Verantwortung übernehmen.
Neue Wege für spirituelle Erfahrungen anbieten
Zugleich hatte er in diesem Bericht auch auf Dinge hingewiesen, die er in seiner Bischofszeit immer wieder thematisierte: Dass die Kirche die Konfessionslosen und die Armen im Blick haben muss, sich ihnen zuwenden sollte. Kirche sollte nicht so sehr mit sich selbst beschäftigt sein, hatte von Maltzahn schon vor seiner Amtszeit gewarnt.
Es gelte auch, neue Wege zu gehen, um Menschen spirituelle Erfahrungen zu ermöglichen, hatte der Theologe gesagt, der sich insbesondere mit der Tradition der Mystiker beschäftigt. Da wundert es nicht, dass er Impulsgeber für die Nordkirchen-Arbeitsstelle “Kirche im Dialog” war, aus der inzwischen ein Werk der Nordkirche auch für das Gespräch mit Nichtchristen wurde.
Der Werdegang von Andreas von Maltzahn
Der Pastorensohn Andreas von Maltzahn studierte in Rostock und Berlin Theologie. 1992 wurde er Gemeindepastor in Vipperow (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) und wechselte sechs Jahre später an die Wismarer Nikolaikirchengemeinde. Er ist verheiratet. Als Abiturient hatte er noch zwischen den Optionen Arzt, Musiker oder Pastor geschwankt, sich dann aber in seiner Bausoldatenzeit für den Theologenberuf entschieden.
Ulrike Hillmann, Präses der Nordkirchen-Landessynode, würdigte die Verdienste von Bischof Andreas von Maltzahn auf der Synodentagung in Warnemünde im vergangenen März so: “Sie haben sich in Ihrer ehemaligen Landeskirche stark gemacht für einen Zusammenschluss zur heutigen Nordkirche. Dabei waren Sie stets ein verlässlicher Partner, der mit Leidenschaft die Talente der Menschen und das Zusammenwachsen der unterschiedlichen Kulturen intensiv gefördert hat.”
Die Landessynode der Nordkirche danke ihm für seinen Einsatz und wünsche ihm Gottes Segen für seine neue Aufgabe am Prediger- und Studienseminar der Nordkirche in Ratzeburg, sagte Hillmann. Die Liste der guten Wünsche wird sich am 11. Mai zur offiziellen Verabschiedung aus dem Bischofsamt in Schwerin vermutlich noch erheblich erweitern.(epd)