Neumünster. Der Laden strahlt Gemütlichkeit aus. Das Ambiente ist frisch und modern, auch das Sortiment kann sich sehen lassen mit bunten Poloshirts, modischen Blusen und Sommerjacken. Das Besondere ist: Die Kleidung im „Anziehungspunkt“ stammt aus Spenden. Was hier und im Hauptgeschäft zum Verkauf steht, hat eine Reihe von Stationen des Sozialkaufhauses der Diakonie Altholstein hinter sich, an denen sich die Mitarbeiter um die Aufbereitung kümmern. Zum zehnjährigen Bestehen nahmen Besucher die Gelegenheit wahr, den Weg einer Spende zu verfolgen und sich über die Situation der Beschäftigten zu informieren.
Genau 3129 Vor-Ort-Spenden hat das diakonische Kaufhaus 2015 bekommen. Dabei ist äußerst unterschiedlich, was gespendet wird – und auf welche Weise. Das macht Andrea Storke, Leiterin des Kaufhaus-Teams, zu Beginn der Führung klar. Mal ist es eine einzelne, sorgfältig zusammengelegte Bluse, mal sind es zwanzig blaue Plastiksäcke bunt gemischter Kleidungsstücke. „Wir können alle Spenden aufnehmen, die noch irgendwie nutzbar sind“, sagt Storke.
Immer weniger Mitarbeiter
Sie schildert den weiteren Ablauf: Zuerst wird gesichtet, bei welchen Kleidungsstücken sich der Aufwand lohnt. Was diese Hürde passiert, wird in der Textilaufbereitung gewaschen, getrocknet, gebügelt und schließlich mit einem Preis versehen. Es gibt zwei Preiskategorien: Wer sich als bedürftig ausweisen kann, erhält das Produkt zu einem besonders geringen Preis. Wer nicht, zahlt etwas mehr – und unterstützt so das Projekt.
Im Sozialkaufhaus Nemünster sind derzeit 46 Menschen, die vom Jobcenter gefördert werden, gemeinsam mit neun festen Mitarbeitern beschäftigt. Es geht darum, den Arbeitslosen den Zugang zum Ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern und ihnen einen festen Job zu vermitteln. Maiken Carstens von der Geschäftsbereichsleitung Arbeit, Familie und Bildung der Diakonie Altholstein sagt: „Wir wollen neue Perspektiven schaffen – das ist es, was für die Menschen zählt.“ Durchschnittlich ein halbes Jahr sind die Teilnehmer beim Kaufhaus beschäftigt. Allerdings sei die Zahl der Mitarbeiter seit Projektbeginn beständig gesunken, so Carstens. Und auch die Zahl erfolgreicher Vermittlungen nehme ab. Als Gründe nannte Carstens, dass die Teilnehmer, häufig aufgrund von Suchterkrankungen oder psychischen Einschränkungen, immer schwerer vermittelbar seien. „Bei dieser Gruppe geht es darum, zu stabilisieren und Selbstwert zu vermitteln.“
Nächste Station während der Führung ist das Lager. In dem hallenartigen Raum stehen zahlreiche Pappkartons zum Sortieren der Kleidung. „Die Vielfalt der Spenden ist ein Problem“, sagt Andrea Storke. Denn das Team stellt an sich selbst den Anspruch, stets ein möglichst ansprechendes Warensortiment zu bieten. Die Kleidermasse muss geordnet, gebündelt und sortiert werden – beispielsweise nach Art des Textils, nach der Jahreszeit, danach, ob für Frauen, Kinder oder Männer gedacht.