Die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, hat auf der Demonstration „Nie wieder ist jetzt!“ am Mittwochabend in Schwerin ein Zeichen gegen Rechtsextremismus sowie für Demokratie und Vielfalt gesetzt. „Wir alle brauchen unsere Demokratie – aber unsere Demokratie braucht auch uns“, sie lebe vom Engagement aller, erklärte Kühnbaum-Schmidt. Dass innerhalb einer Woche bereits die zweite Demo für Demokratie und gegen Rechtsextremismus in Schwerin stattfand, nannte sie ein ermutigendes Zeichen.
„Wir setzen uns ein für eine freie, eine offene und vielfältige Gesellschaft! Wir treten rechtsextremen Bewegungen und Parteien, wir treten faschistischen Ideologien und völkischem Gedankengut entschieden entgegen! Wir sagen: Nein zu Rassismus und Antisemitismus!“, erklärte Kühnbaum-Schmidt auf dem Schweriner Marktplatz.
Wer von „Remigration“ spreche und Vertreibungsfantasien salonfähig machen wolle, höre ein gemeinsames, entschiedenes „Nein, nie wieder!“. Dafür stünde die Mehrheit in dieser Stadt, im Bundesland und in der gesamten Bundesrepublik. „Lasst uns das zeigen, heute Abend hier alle gemeinsam, und immer wieder, täglich, in unserem Alltag, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis, im Sportverein, in der Familie, an den Wahlurnen, im gesellschaftlichen Engagement und Ehrenamt – überall, wo es nötig ist!“, appellierte die Landesbischöfin.
Das Recherche-Netzwerk „Correctiv“ hatte am 10. Januar Ergebnisse einer Recherche über ein geheimes Treffen von hochrangigen AfD-Politikern, Neonazis und spendenwilligen Unternehmern Ende November veröffentlicht. Dem Bericht zufolge wurde dort ein Plan zur Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland vorgestellt und von den Teilnehmern unterstützt. Danach sollen nach dem Willen der Rechtsradikalen nicht nur Menschen ohne deutschen Pass das Land verlassen müssen, sondern auch deutsche Staatsbürger mit internationalen Wurzeln, die ihnen nicht passen.
Kühnbaum-Schmidt erklärte, alle Menschen seien gleichermaßen Gottes Geschöpfe. Ihnen allen kämen gleiche Würde und gleiche Rechte zu. „Christlicher Glaube lässt deshalb für Rechtsextremismus und Rassismus, für Antisemitismus und Ausgrenzung keinen Platz! Als Christenmenschen sind wir Teil einer vielfältigen Gesellschaft und in genauso einer Gesellschaft wollen wir friedlich zusammenleben.“
Die Landesbischöfin sehe in den aktuellen Protesten gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus Parallelen zu den Zielen der Demokratiebewegung vor 35 Jahren in der damaligen DDR. „Vor 35 Jahren sind hier in Schwerin, wie in so vielen Orten der damaligen DDR, Bürgerinnen und Bürger auf die Straße gegangen, weil sie in Freiheit leben wollten, in Verbundenheit mit anderen Kulturen und Menschen aus aller Welt. Weil sie in einem Land leben wollten, das sich nicht hinter einer Mauer verschließt, vom Rest der Welt abkapselt und sich einigelt.“