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Debatte über Änderungen beim Elterngeld

Mehr Elterngeld oder Abschaffung der Leistung? Verbände fordern mehr finanzielle Unterstützung. Die schwarz-rote Koalition will das Eltern weiterentwickeln. Ein Wirtschaftsexperte rät zu ganz anderen Maßnahmen.

Familien mit kleinen Kindern sollen nach den Vorstellungen des Sozialverbandes Deutschland SoVD mehr finanzielle Unterstützung erhalten. “Der SoVD fordert eine sofortige Anhebung des Mindestelterngeldes auf 400 Euro und des Höchstbetrages auf 2400 Euro”, sagte die SoVD-Vorstandschefin Michaela Engelmeier den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Außerdem solle jährlich eine dynamische Anpassung der Beträge auf Grundlage der Lohnentwicklung erfolgen.

Der Verband regte darüber hinaus an, die Staffelungen zu verbessern. “Der SoVD spricht sich für die Erhöhung des Elterngeldes auf 80 Prozent des entgangenen Nettoeinkommens aus. Aber nur, wenn beide Eltern zu gleichen Teilen Elterngeld und Elternzeit beantragen und auch in Anspruch nehmen”, sagte Engelmeier weiter.

Das Elterngeld ist eine Leistung für Eltern von Säuglingen und Kleinkindern. Es soll den Eltern ermöglichen, ihr Kind zu erziehen und zu betreuen. Durchschnittlich erhalten Eltern derzeit 65 Prozent ihres vorherigen Nettogehalts als Elterngeld – bis zu einer Höhe von maximal 1800 Euro im Monat. Mindestens werden 300 Euro im Monat gezahlt.

Wer weniger verdient hat, erhält den Zeitungen der Funke Mediengruppe zufolge prozentual gesehen mehr Elterngeld. Das Elterngeld habe zugleich seit Einführung im Jahr 2007 gut 40 Prozent an Kaufkraft verloren. Union und SPD wollen laut Koalitionsvertrag das Elterngeld weiterentwickeln und vor allem Väter ermuntern, mehr Elternzeit zu machen und damit auch länger Elterngeld zu beziehen.

Die Initiative Zukunftsforum Familie (ZFF) regte Änderungen bei der Aufteilung der Partnermonate an. Derzeit muss jedes Elternteil mindestens zwei Monate Elternzeit nehmen, um den vollen Umfang von 14 Monaten beanspruchen zu können. Die allermeisten Väter, die Elternzeit nehmen, nehmen exakt diese zwei Monate. “Wir fordern: Innerhalb der 14 Monate sollen beide Elternteile jeweils mindestens fünf Monate Elterngeld beziehen. Die restlichen vier Monate können flexibel aufgeteilt werden”, sagte die ZFF-Vorsitzende Britta Altenkamp.

Denkbar sei auch, das Elterngeld künftig unabhängig vom Einkommen auszuzahlen. “Die Kassiererin bekäme dasselbe wie die Ärztin, der Paketzusteller so viel wie der Ingenieur. Das schafft Gleichbehandlung – zwischen Elternteilen und zwischen Familien mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen”, so Altenkamp.

Einen grundsätzlich skeptischen Blick auf das Elterngeld hat der Chef des Münchner ifo-Instituts, Clemens Fuest. “Weitaus sinnvoller und wirksamer ist die Familienförderung durch die Stärkung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, etwa durch längere Öffnungszeiten von Kitas, oder die Reform der Ehegattenbesteuerung durch Übergang zum Realsplitting”, sagte der Experte.