David Josef zum neuen sephardischen Oberrabbiner Israels gewählt

Einer von zwei Oberrabbinerposten in Israel ist neu besetzt. David Josef folgt auf seinen älteren Bruder Jitzchak im Amt des sephardischen Oberrabbiners. Bei der Wahl des aschkenasischen Konterparts kam es zu einem Patt.

Rabbiner David Josef ist neuer sephardischer Oberrabbiner Israels. Der 67-Jährige wurde am Sonntagabend mit 72 von 140 Stimmen gewählt, wie israelische Medien berichteten. Bei der Nachfolge des aschkenasischen Oberrabbiners kommt es kommende Woche zu einer Stichwahl zwischen den Oberrabbinern von Petach Tikwa und Netanja, Micha Halevi und Kalman Bar. Beide erhielten 40 Stimmen.

Josef folgt auf seinen älteren Bruder Jitzchak sowie seinen Vater Ovadia, dem 2013 verstorbenen geistlichen Oberhaupt der strengreligiös-jüdischen Schas-Partei. Der Gewählte erklärte laut Bericht des Senders “Arutz Scheva”, er wolle “mit aller Kraft daran arbeiten, das Volk Israel zu vereinen, aus einer tiefen Verpflichtung gegenüber den Werten der Thora, dem Volk und dem Land heraus”.

Josef musste 2020 sein Amt als staatlich finanzierter Rabbiner eines Jerusalemer Stadtviertels niederlegen. Das oberste Gericht sah es als erwiesen an, dass er gegen die Vorschriften des öffentlichen Dienstes verstoßen hatte, welche politische Meinungsäußerungen in der Öffentlichkeit verbieten. Der Geistliche hatte 2019 eine Wahlempfehlung für Schas ausgesprochen.

David Josef war in der Vergangenheit wiederholt mit abfälligen Bemerkungen gegen Vertreter des Reformjudentums in die Schlagzeilen geraten. Unter anderem bezeichnete er laut Berichten Reformrabbiner als “Schlangen” sowie Vertreterinnen der “Frauen der Klagemauer” als “Idioten”.

Die Wahl erfolgte auf Anordnung des obersten Gerichts des Landes, nachdem die beiden Vorgänger, Jitzchak Josef und David Lau, im Juli aus dem Amt geschieden waren. Interne Machtkämpfe, Vorwürfe der Vetternwirtschaft sowie ein Streit um die Rolle von Frauen im Wahlgremium hatten die ursprünglich für 2023 geplante Wahl der Nachfolger verhindert. Es handelte sich laut Berichten um die erste Vakanz der Position in mehr als einem Jahrhundert.

Oberrabbiner werden für eine Amtszeit von zehn Jahren gewählt. Das Parlament hatte die Amtszeit von Josef und Lau um ein elftes Jahr verlängert, damit es zu keinen Kollisionen mit den Kommunalwahlen kommt.