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Das Stichwort: Torgauer Wehrmachtgefängnisse

Die ehemaligen Militärgefängnisse Fort Zinna und Brückenkopf im sächsischen Torgau stehen beispielhaft für die Unrechtsjustiz in der NS-Zeit. Der Haftalltag in den beiden Wehrmachtgefängnissen war durch militärischen Drill und eine erniedrigende Behandlung bestimmt, von Schikanen und Misshandlungen. Etwa 60.000 Menschen wurden während des Zweiten Weltkrieges in den beiden großen Militärgefängnissen gefangengehalten.

Im Fort Zinna waren deutsche und ausländische Häftlinge inhaftiert, unter ihnen Kriegsdienst- und Befehlsverweigerer, Deserteure und wegen krimineller Delikte verurteilte Soldaten der Wehrmacht, aber auch Angehörige des deutschen und europäischen Widerstands. Politische Gefangene waren dort bis Ende 1935 inhaftiert.

Von 1936 an wurde Fort Zinna zum größten deutschen Wehrmachtgefängnis ausgebaut. Kurz vor dem historischen Zusammentreffen der US-amerikanischen und sowjetischen Truppen in Torgau wurde es schließlich am 15. April 1945 geräumt. Heute befindet sich im Fort Zinna eine Justizvollzugsanstalt des Freistaates Sachsen.

Das zweite Torgauer Wehrmachtgefängnis befand sich in der im 19. Jahrhundert errichteten Kaserne Brückenkopf. Dort und auf dem umliegenden, zuvor zivil genutzten Festungsgelände wurde die Militärstrafanstalt von 1939 an aufgebaut.

Torgau-Brückenkopf war schon Ende 1939 für die Aufnahme von etwa 1.000 Gefangenen vorgesehen. Bereits am 8. Januar 1940 soll das Gefängnis komplett ausgelastet gewesen sein. Wie im Fort Zinna wurden dort deutsche Soldaten, die wegen Kriegsdienst- und Befehlsverweigerung, Desertion oder krimineller Delikte verurteilt worden waren, unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten.

Torgau war im Zweiten Weltkrieg ein Zentrum der nationalsozialistischen Militärjustiz. Im August 1943 verlegte das Reichskriegsgericht, das oberste Militärgericht im nationalsozialistischen Deutschland, seinen Sitz von Berlin-Charlottenburg nach Torgau. Dort verhandelten die vier Senate zumeist im Stabshaus der Zietenkaserne.

Das naheliegende Fort Zinna diente dem Gericht als Untersuchungsgefängnis. Verhandlungen fanden mitunter auch im Zellenbau des Gefängnisses statt sowie in den Räumen von Schloss Hartenfels. Am Ort der früheren Zietenkaserne befindet sich heute ein nach 1948 erbautes Wohngebiet.

2007 wurde vor der Justizvollzuganstalt Torgau ein Gedenkort eingerichtet. Er erinnert an die Opfer der nationalsozialistischen Militärjustiz, der sowjetischen Geheimpolizei und der SED-Strafjustiz. Die Gedenkstätte Erinnerungsort Torgau befindet sich im Schloss Hartenfels. Dort ist jetzt eine neue Dauerausstellung zu sehen.