Wenn mit dem Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit beginnt, werden in zahlreichen Kirchen die Altäre sowie die Kruzifixe, also die bildlichen Darstellungen Jesu am Kreuz, mit einem Tuch verhüllt. Die „Fastentücher“ – auch „Hungertücher“, „Passionstücher“ oder „Schmachtlappen“ genannt – haben eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht.
Die Idee dahinter: Während der Fastenzeit, die von Aschermittwoch bis zum Osterfest dauert, sollen die Menschen nicht nur bei Speis und Trank fasten, sondern auch mit den Augen. Stattdessen sind sie aufgerufen, sich auf das Wesentliche, insbesondere das Gebet, zu konzentrieren. Erstmals erwähnt wurde der Brauch etwa um das Jahr 1000.
Auch heute lebt die Tradition in manchen Kirchen weiter. So werden etwa im Halberstädter Dom die Flügel der Altarretabel geschlossen, sodass die „Fastenseite“ zu sehen ist, die weniger prächtig als die Innenseite gestaltet ist.
Im sächsischen Zittau gibt es zwei berühmte Fastentücher. Das Große Zittauer Fastentuch von 1472 erzählt in 90 Bildern die Geschichte Gottes mit den Menschen. Das Kleine Zittauer Fastentuch von 1573 zeigt die Kreuzigung Christi, umrahmt von 30 Symbolen seiner Passion. Es ist 6,80 Meter breit und 8,20 Meter hoch – und damit eines der ältesten und größten Fastentücher überhaupt.