Lesen ist eine beliebte Urlaubsbeschäftigung. Manchmal wird die Zeit knapp, um sich vor den freien Wochen ausgiebig damit zu beschäftigen, was man lesen könnte. Doch da gibt es eine einfache Lösung: den Blick in die Bestenlisten. Wenn so viele Menschen diese Bücher kaufen, müssen sie doch gut sein. Und ruckzuck kann man sich Lesestoff zusammenstellen.
Bestenlisten sind beliebt. Gerade bei Büchern. Egal ob Sachbücher oder Belletristik. Aber auch in der Musik gibt es die „Top-Ten“ – seit 80 Jahren ein fester Begriff. Oder auch mal die „Top-Five“ oder „Top-Hundert“. Auch Listen der beliebtesten Urlaubsziele, witzigsten Geschenkideen für den Rentner oder erfolgreichsten Abnehm-Tipps kommen gut an.
Menschen teilen gern in Kategorien ein. Das gibt Orientierung und Sicherheit. Wenn andere mit dieser Diät Erfolg hatten, probiert man es selbst gleich mit mehr Hoffnung und Elan aus. Wenn der beste Freund die Reise in die Eifel toll fand, müsste es einem selbst doch dort auch gefallen. In geselligen Runden sind Lieblingsbücher und -lieder, Lieblings-Urlaubsziele oder -Fußballvereine ein willkommenes Gesprächsthema.
Außerdem gibt es uns ein gutes Gefühl, wenn wir mitreden können bei dem, was angesagt ist. Wir zeigen: Wir sind up to date, kennen uns aus.
Andererseits: Wer sich nur an Bestsellern orientiert, schränkt sich ein und verpasst manches. Längst nicht alle Bestseller sind wirklich gut. Manche werden einfach nur gut vermarktet. Dazu kommt, dass Geschmäcker unterschiedlich sind.
Bei Kindern ist es oft zu beobachten: Sie fragen die anderen nach der Lieblingsfarbe, dem Lieblingsfilm, dem Lieblingslied oder der Lieblingssüßigkeit. Kinder und Jugendliche haben meistens eine beste Freundin oder besten Freund. Da ist das auch angebracht. Es hilft, die eigene Identität zu finden und zu stabilisieren.
Mit zunehmendem Alter merken wir aber, dass es nicht nur schwarz oder weiß gibt. Und auch nicht nur Grautöne. Das Leben ist bunt. Die beste Freundin aus der Jugendzeit kann natürlich ein Leben lang eine gute Freundin bleiben. Aber die Kategorisierung „die beste“ Freundin kann andere abwerten.
Im Markusevangelium wären Jakobus und Johannes gern die Lieblingsjünger Jesu und wollen zu seiner Rechten und Linken sitzen. Aber Jesus erteilt ihnen eine Absage. Er legt sich nicht fest. Zum Glück. Sonst würden wir Menschen wohl auch in den Wettstreit gehen, wen Gott am liebsten hat. Aber er liebt jeden Menschen auf seine Weise.
Das kann auch für uns eine gute Möglichkeit sein: Nicht einen besten, zweitbesten und drittbesten Freund, sondern ein paar enge, gute Freunde. Im Lauf des Lebens kommt vielleicht noch der ein oder andere Mensch dazu, der uns wichtig wird.
Deswegen: Nicht zu sehr festlegen und nur auf das Angesagte schauen. Neugierig bleiben und sich auch mal auf Entdeckungsreise begeben. Und zum Beispiel im Antiquariat oder im Buchgeschäft um die Ecke nach Urlaubslektüre suchen.