Die zum Unesco-Weltkulturerbe ernannten jüdisch-mittelalterlichen Stätten in Erfurt umfassen mit der Alten Synagoge, dem Ritualbad und dem „Steinernen Haus“ drei Gebäude. Sie stehen für die vollständige Infrastruktur einer mittelalterlichen jüdischen Gemeinde.
Die Synagoge aus dem elften Jahrhundert gilt als eines der ältesten erhaltenen jüdischen Gotteshäuser in Europa. Sie wurde bis zum Pogrom von 1349 genutzt, bei dem die Erfurter Jüdinnen und Juden getötet oder vertrieben wurden. Danach diente die Synagoge als Lager, später als Gastwirtschaft. Sie geriet in Vergessenheit und wurde erst 1988 wiederentdeckt.
Auch die Erfurter Mikwe aus dem zwölften Jahrhundert war lange vergessen. Als 1452 die zweite jüdische Gemeinde der Stadt vertrieben wurde, die nach dem Pogrom von 1349 in der Stadt Fuß wieder gefasst hatte, wurde das Ritualbad als Keller genutzt. Erst 2007 kam es wieder zum Vorschein.
Mit dem „Steinernen Haus“ gehört auch ein Profanbau zum 52. Unesco-Welterbe in Deutschland. Dass in dem um 1200 errichteten Gebäude den historischen Steuerlisten zufolge eine jüdische Familie wohnte, ist nicht an der Architektur zu erkennen. Dies legt nahe, dass Juden und Christen in Erfurt nicht nur Nachbarn waren, sondern auch eine gemeinsame Wohnkultur teilten.