Zwischen der Intendanz des Erfurter Theaters und dessen städtischem Kontrollgremium wird schon seit längerem ums Geld gestritten. Die Intendanz sei im Rückstand mit wichtigen Finanzberichten und fordere stattdessen immer nur mehr Geld, sagte der stellvertretende Leiter des Werkausschusses Erfurter Theater, Thomas Pfistner (CDU), dem Evangelischen Pressedienst (epd). Intendant Guy Montavon müsse endlich Vorschläge zur finanziellen Konsolidierung seines Hauses vorstellen.
epd: Überraschen Sie die bekannt gewordenen Millionenverluste?
Pfistner: Nein, die finanzielle Misere war absehbar. Seit 2022 sind immer neue Defizite aus den Rücklagen gedeckt worden. Mich überrascht aber, dass ich die genauen Zahlen jetzt aus der Medienberichterstattung erfahre. Die Intendanz des Theaters ist seit Mitte des Jahres nicht mehr ihrer Verpflichtung nachgekommen, den Aufsichtsgremien die regelmäßigen Informationen über die finanzielle Entwicklung des Hauses zukommen zu lassen. Das haben Mitglieder im Ausschuss – darunter auch ich – immer wieder angemahnt. Ebenfalls überfällig ist eine zugesagte Analyse, warum ausgerechnet die diesjährigen Domstufenfestpiele als Flaggschiff auf dem Jahresspielplan solche Verluste eingefahren haben.
epd: Die Rede ist von gestiegenen Tariflöhnen und hoher Inflation als Grund für die Kosten?
Pfistner: Das Erfurter Theater ist ein städtischer Eigenbetrieb. Da heißt, er wirtschaftet weitgehend selbstständig, erstellt Wirtschaftspläne und Jahresabschlüsse. Wenn hier seit 2022 Millionenverluste auflaufen, hätte die Theaterleitung schon lange gegensteuern müssen. Aber außer von Land und Kommune mehr Geld zu fordern, ist nichts passiert. Deshalb ist die Haushaltssperre der Stadt folgerichtig und war zwingend erforderlich. Intendant Guy Montavon muss endlich Vorschläge zur finanziellen Konsolidierung seines Hauses auf den Tisch legen. Möglichkeiten, die Kosten zu reduzieren, sehe ich durchaus.
epd: Welche sind das?
Pfistner: Das Theater Erfurt spielt oft genug vor längst nicht ausverkauftem Haus. Da werden 30 Vorstellungen angesetzt, die längst nicht voll sind. Warum spielt man nicht weniger oft, bei dann höherer Auslastung? Auch stehen besser besuchte Kinder- und Musicalproduktionen vergleichsweise selten auf dem Spielplan, sie könnten zu einer Stabilisierung der Einnahmen beitragen. Und wenn das Geld nicht reicht, muss man eben auch auf die ein oder andere teure Eigenproduktion verzichten.