Der nordhessische Reinhardswald soll nicht zu einem Gebiet für Damwild werden. Der Gesetzgeber lehne die Ansiedlung von nicht heimischem Wild ab, teilten die Obere Jagdbehörde des Regierungspräsidiums Kassel und HessenForst am Mittwochabend in Kassel mit. Ziel sei es, „einen den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepassten, artenreichen und gesunden Wildbestand zu erhalten“. Deshalb sollten keine weiteren Gebiete für Hochwild, zu dem die mittelgroße Hirschart Damwild gehört, ausgewiesen werden.
Nach einem Unwetter war im Sommer 2024 in der Nähe des Reinhardswaldes im Landkreis Kassel Damwild aus einem landwirtschaftlichen Gatter entwichen. Seitdem wird den Angaben zufolge von Jägerinnen und Jägern, Waldbesitzern sowie Teilen der örtlichen Bevölkerung über das Vorkommen dieser Tiere in der Region kontrovers diskutiert. Es gebe die Forderung, das Damwild nicht mehr zu bejagen, damit es sich dauerhaft im Reinhardswald ansiedeln kann.
Jägerinnen und Jäger seien hingegen verpflichtet, eine Ausbreitung des nicht heimischen Damwildes zu verhindern, heißt es in der Mitteilung. Eine vom Forstamt Reinhardshagen beantragte Freigabe des Damwildes sei von der Unteren Jagdbehörde erteilt worden, unter Beachtung der Jagdzeiten und des Elterntierschutzes. Jägern sei demnach der Abschuss von jeweils zwei Tieren pro Geschlecht in jedem Jagdbezirk während der Jagdzeit möglich, heißt es in der Mitteilung. Es sei allerdings keine ausdrückliche Abschussanordnung ergangen.
Eine dauerhafte Ansiedlung des Damwilds lehnen die Behörden den Angaben zufolge auch aus ökologischen Gründen ab. Jeder Lebensraum biete nur eine begrenzte Menge an Nahrung und Verstecken. Wenn das Nahrungsangebot nicht ausreiche, magere das Wild ab und werde anfälliger für Krankheiten. Außerdem sei das Damwild im Reinhardswald isoliert, da keine Verbindung zu anderen Damwildpopulationen in Hessen bestehe. Dies könne zu genetischer Verarmung und Krankheiten führen. Zudem könnten die zunehmenden Verbissschäden an den Bäumen dem Aufbau klimaresistenter Mischwälder schaden.