Arbeiten, wo andere Urlaub machen: Michael Trockel ist einer von 34 westfälischen Pfarrerinnen und Pfarrern, die in der Urlaubszeit an Ferienorten tätig sind. Der 49-jährige Pfarrer aus dem Kirchenkreis Herne ist für zwei Wochen im Juli Urlauberseelsorger am südlichen Gardasee. Mit ihm sprach Gerd-Matthias Hoeffchen.
• Im Urlaub arbeiten – warum tun Sie das?
Ich feiere einfach gerne Gottesdienst. Warum dann nicht auch im Urlaub? Und alleine kann man das ja schlecht. In gewisser Weise lag das für mich nahe: Ich habe immer schon am Gardasee Urlaub gemacht. Früher war es das Surfen, das mich dort hingeführt hat, inzwischen eher das Radfahren und Schwimmen. Irgendwann bin ich dann darauf gestoßen, dass die Evangelische Kirche in Deutschland Urlauberseelsorgerinnen und -seelsorger für den Dienst in dieser Region sucht. Da habe ich mich gemeldet. Seit 2001 bin ich einer der Pfarrer dort.
• Was genau machen Sie?
Vor allem Gottesdienste. Sonntags um 10 Uhr in Bardolino, 11.30 Uhr in der wunderschönen Kirche am alten Hafen von Lazise. Danach gibt es ein Kirchcafé. Ab und zu biete ich eine Wanderung oder einen Spaziergang an, in der Woche auch mal die „offene Kirche“; da bin ich vor Ort, und die Leute können mich ansprechen. Dann kommt es oft zu den klassischen seelsorgerlichen Gesprächen.
• Wer kommt zu Ihnen?
Das ist ein ganz gemischtes Publikum. Die meisten sind natürlich deutschsprachig, also auch Österreicher und Schweizer. Zum Teil auch Holländer und Tschechen, die ein bisschen Deutsch verstehen. Konfessionell ist das ganz gemischt, von streng lutherisch bis reformiert. Auch Katholiken sind dabei. Zum großen Teil sind das die kirchlich Hochverbundenen, die auch im Urlaub auf den Gottesdienst nicht verzichten wollen.
• Also alles in allem ein guter Dienst, den die Kirche da finanziert?
Auf jeden Fall. Die Kirche geht dahin, wo die Menschen sind. Und gerade im Urlaub, wenn man zur Ruhe kommt, brechen plötzlich Fragen auf. Ich erlebe das immer wieder. Da ist es gut, wenn sie einen Ansprechpartner haben, der ihnen zuhört und auch von Gottes Liebe erzählen kann. Ich kann diesen Dienst mit bestem Gewissen auch anderen ans Herz legen – die EKD sucht immer nach Pfarrerinnen und Pfarrern dafür.