Weniger depressive Symptome, aber weiterhin viel Angst und wachsende Einsamkeit: Vielen jungen Menschen hierzulande geht es psychisch nicht gut. Die zum siebten Mal durchgeführte “Copsy”-Studie sieht Handlungsbedarf.
Die Kriegsangst wächst unter jungen Menschen: Das zeigt die am Mittwoch vorgestellte “Copsy”-Studie (Corona und Psyche) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Auch die Sorgen in Bezug auf Terrorismus, wirtschaftliche Krisen und den Klimawandel haben im Vergleich zum Vorjahr signifikant zugenommen, erklärten die Forscherinnen und Forscher. 72 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen zeigten sich besorgt aufgrund von Kriegen; beim Terrorismus waren es 70 Prozent, bei den wirtschaftlichen Krisen 62 Prozent und bei der Klimakrise 57 Prozent.
Rund ein Fünftel der befragten Kinder und Jugendlichen (21 Prozent) berichtete von einer geminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität, 22 Prozent von psychischen Auffälligkeiten und 23 Prozent von Angstsymptomen. Diese Werte liegen laut Angaben etwa fünf Prozent über den Werten von vor der Corona-Zeit. Zudem erklärten 21 Prozent der Befragten, sich manchmal, oft oder immer einsam gefühlt zu haben – vor der Pandemie sagten dies nur 14 Prozent.
Die Lebensqualität und psychische Gesundheit junger Menschen, die während der Corona-Pandemie erheblich beeinträchtigt gewesen sei, habe sich in den Vorjahren verbessert. Dieser Trend sei jedoch noch nicht wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie angekommen, hieß es – und vor allem setze er sich derzeit nicht fort.
Ein Grund für diese Entwicklung könne sein, “dass Kinder und Jugendliche zunehmend mit neuen globalen Krisen konfrontiert werden und ein Teil von ihnen bislang weder die Zeit noch die Bedingungen hatte, sich psychisch zu erholen”, hieß es. Betroffene müssten bis zu fünf Monate auf einen Therapieplatz warten: “Hier besteht dringender Handlungsbedarf.” Auch müssten Bildungs- und Freizeiteinrichtungen gestärkt werden; Schulpsychologie und Medientrainings könnten einen weiteren Beitrag leisten.
Belastend sei für einen Teil der Befragten auch ein hoher Medienkonsum: Fast ein Viertel (23 Prozent) erklärte, dass ihnen die Nutzung sozialer Medien nie gut tue. 21 Prozent fühlen sich nach eigenen Worten belastet, weil sie online Ausgrenzung und Abwertung erfahren. Dennoch sei die Mediennutzungszeit der Befragten nahezu gleich geblieben – obwohl sie in vielen Fällen die medizinischen Empfehlungen deutlich überschreite.
Als positive Entwicklung benennt die Studie, dass sich bei depressiven Symptomen eine Erholung abzeichne. “Dies könnte darauf hindeuten, dass sich Kinder und Jugendliche nach einem kritischen Lebensereignis an neue Umstände anpassen, resilient werden oder sich daran gewöhnen.” Besonders hilfreich sei es, Zeit mit der Familie und weiteren sozialen Stützen zu verbringen.
Darüber hinaus braucht es laut den Expertinnen und Experten mehr Forschung, beispielsweise dazu, wie mediale Berichterstattung über Krisen junge Menschen belastet.
Ausgewertet wurden laut Angaben die Daten von 2.865 Familien mit Kindern zwischen 7 und 22 Jahren.