Entlassung wegen Beleidigung – nun neuer Spitzenposten. Martin Eberle wird Chef der Wartburg-Stiftung. Zuvor war er Direktor von Hessen Kassel Heritage – bis zu seiner Entlassung nach einer rassistischen Äußerung.
Nach mehreren Monaten der Vakanz bekommt die Wartburg-Stiftung einen neuen Direktor: Der Kunsthistoriker Martin Eberle (57) tritt zum 1. September die Stelle als Burghauptmann der Wartburg und Direktor der Wartburg-Stiftung in Gotha an, wie das Thüringer Kulturministerium am Freitag in Erfurt mitteilte. Der Stiftungsrat habe sich der Empfehlung der Auswahlkommission einstimmig angeschlossen.
Eberle war zuletzt Direktor des Museumsverbundes Hessen Kassel Heritage gewesen. Nach einer rassistischen Äußerung gegenüber dem Vorsitzenden des Kulturbeirats der Stadt Kassel in einer Sitzung hatte der hessische Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels (SPD) Eberle im Februar entlassen. Dieser hatte die rassistische Beleidigung zugegeben und um Entschuldigung gebeten.
Zu Neuernennung sagte Thüringens Kulturminister und Stiftungsratsvorsitzender Christian Tischner (CDU), er freue sich, dass man mit Eberle “einen versierten, bestens vernetzten Kulturmanager gewinnen” konnte. Die Strahlkraft der Wartburg, auf der Reformator Martin Luther 1521/22 Teile der Bibel ins Deutsche übersetzte, reiche weit über den Freistaat hinaus und sei von höchster Bedeutung für die Identität und Attraktivität Thüringens. Seit seit 1999 gehört die Wartburg zum Unesco-Weltkulturerbe.
Eberle verfüge für die großen Herausforderungen “über umfassende Erfahrung und das nötige innovative Denken”, so Tischner. Ausschlaggebend für die Berufung seien Eberles “nachgewiesene Expertise im Management bedeutender Kultureinrichtungen, seine Erfahrung in der Denkmalpflege sowie seine Kompetenz in der Umsetzung komplexer Bauprojekte” gewesen.
Eberle studierte Kunstgeschichte und Geschichte und wurde 1995 an der Universität Kassel promoviert. Stationen seiner beruflichen Laufbahn waren das Grassimuseum in Leipzig, das Städtische Museum Braunschweig, die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha sowie die Hessen Kassel Heritage. Seit 1996 und 2015 hatte er zudem Honorarprofessuren an den Universitäten Leipzig und Erfurt inne.
Eberle erklärte: “Ich freue mich unglaublich, dass mir die Chance gegeben wird, wieder nach Thüringen zurück zu kehren, wo ich mich immer wohl gefühlt habe. Dabei bin ich mir der großen Herausforderung der Aufgabe sehr bewusst – aber die Wartburg ist eben auch eine großartige Anlage von nationaler und internationaler Bedeutung, für die zu arbeiten einen nur mit Freude und Stolz erfüllen kann.”