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Chronist der Bonner Republik: Museum zeigt Werk von Jupp Darchinger

Am 6. August ist sein 100. Geburtstag. Deshalb präsentiert das LVR-Museum in Bonn das Werk des bedeutenden Fotografen Jupp Darchinger. Viele Bilder des 2013 gestorbenen Bildjournalisten sind zu Ikonen der Zeitgeschichte geworden.

Jupp Darchinger prägte das Bild der Bonner Republik. Ab Donnerstag zeigt das LVR-Landesmuseum in Bonn das fotografische Werk des bedeutenden Bildjournalisten. Bis 14. September sind unter der Überschrift “Jupp Darchinger. Das Auge der Republik” rund 130 fotografische Arbeiten und die fotografische Ausstattung des 2013 gestorbenen Fotografen und gelernten Druckers zu sehen. Anlass ist sein 100. Geburtstag am 6. August.

Darchinger hat wie kein zweiter Bildjournalist seiner Zeit die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Bundesrepublik Deutschland begleitet – von den 1950er Jahren bis zur Wiedervereinigung. Seine Aufnahmen von Persönlichkeiten wie Willy Brandt, Helmut Schmidt oder Richard von Weizsäcker sind Ikonen der Zeitgeschichte. Seine Fotografien erschienen in allen großen Medien – von der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”, der “Süddeutschen Zeitung” und “Die Zeit” bis zu den auflagenstarken Magazinen wie “Stern”, “Bunte” und “Spiegel”.

Neben farbigen Alltagsszenen aus der Zeit des Wirtschaftswunders und bekannten Porträts politischer Größen zeigt die Ausstellung auch Momentaufnahmen, um die sich eindrucksvolle Entstehungsgeschichten ranken. Hierzu zählt etwa das berühmte Foto, auf dem Erich Honecker Helmut Schmidt 1981 in Güstrow ein Hustenbonbon ins Zugabteil reicht.

Bonn war der zentrale Schauplatz für Darchingers fotojournalistische Arbeit. Der Fotograf suchte gezielt jene Orte auf, an denen Kontrahenten aufeinandertreffen oder heiß diskutierte Entscheidungen fallen sollten. Dabei interessierte er sich immer auch für die verborgenen Mechanismen des Politikbetriebs und die unscheinbaren Dienstleistungen hinter den Kulissen.

Darüber hinaus richtet die Ausstellung den Blick auf bislang weitgehend unbekannte Arbeitsprozesse und Bildwelten Darchingers. Ein eigener Raum ist sogenannten Themenbildern gewidmet, die gesellschaftspolitische Ereignisse und Debatten von den 1970er-Jahren bis zum Ende der Bonner Republik symbolisch auf den Punkt brachten – von Bedrohungen der inneren Sicherheit durch Spionageaffären und Anschläge der RAF über die Energiekrise bis zu Umweltfragen, Frauenarbeit und früher Migrationsdebatte.

Die Ausstellung gibt zudem erstmals Einblicke in die Arbeitsweise des Familienunternehmens Darchinger: Kameras, handbeschriftete Negativumschläge und Redaktionsmarkierungen lassen die handwerkliche und geschäftliche Seite seines Studios lebendig werden, in dem Ehefrau Ruth und die Söhne mitarbeiteten.

2008 hatte Darchinger sein Bildarchiv an die Friedrich-Ebert-Stiftung übergeben. Das Archiv der sozialen Demokratie bewahrt seither rund 1,6 Millionen Negative, 60.000 Positive und 30.000 Dias auf.

Die Präsentation der Fotografien wird ergänzt durch eine Dokumentation, ein Zeitzeugeninterview mit den Söhnen Frank und Marc Darchinger und eine Recherche-Station zum Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung, das Mitveranstalter der Ausstellung ist.