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Christlich-jüdischer Verein: Mehr tun gegen Judenhass an Schulen

Die Kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit fordert mehr Einsatz gegen Judenhass an deutschen Schulen. Antisemitische Beleidigungen auf Schulhöfen und judenfeindliche Äußerungen im Unterricht seien kein neues Problem, sagte der Vorsitzende Jürgen Wilhelm am Wochenende dem Kölner katholischen Portal domradio.de. Umso wichtiger seien Aufklärung und Bildungsarbeit, wozu seine Gesellschaft auch Material für Schulen anbiete.

Angesichts der Verschärfung des Problems seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel kämen Lehrerinnen und Lehrer gar nicht mehr umhin, “in vielen Stunden auf das Thema einzugehen”, fügte Wilhelm hinzu: “Vorher konnte man sich da drücken: Das war nicht Pflicht, das steht nicht auf dem Curriculum. Aber jetzt wird das nicht mehr möglich sein – und da ist dann Ausbildung, Fortbildung und Wissen einfach dringend erforderlich.”

Seine Gesellschaft habe in Eigenregie eine Handreichung für Schulen erstellt, auch weil das Thema auf der zuständigen Landesebene zu lange nicht ausreichend behandelt worden sei: “Wir bieten Kurse und Seminare an, wir haben auch Unterlagen, auch Internetangebote. Also wer will, kann sich recht konzentriert und kurzfristig auf das Thema einstellen und auch wirklich professionell einarbeiten. Da muss das Rad von den Pädagogen nicht neu erfunden werden.”

In den meisten Schulen, aber auch in vielen Familien sei das Thema zu lange tabuisiert worden, kritisierte Wilhelm: “Man wollte es nicht hören. Die Furcht stand im Raum, dass man glaubte, wenn man insbesondere muslimische Menschen in Deutschland ansprach, dass man sich dann als antimuslimisch verhalten würde. Das ist natürlich Unsinn.”

Man müsse alle Menschen mit der Tatsache konfrontieren, “dass wir insbesondere in Deutschland aufgrund unserer fürchterlichen Geschichte des 20. Jahrhunderts, dem Holocaust, eine Verantwortung haben”. Dass dies für alle, die in Deutschland leben, zu einer ganz besonderen kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Verantwortung führe, sei zu lange nicht angesprochen worden.

“Auch die Menschen muslimischen Glaubens müssen sich mit dem Thema auseinandersetzen”, forderte Wilhelm: “Das heißt ja nicht, dass man ihnen eine Haltung oktroyiert, aber sie müssen zumindest die Fakten kennen, sie müssen wissen, in welchem Zusammenhang es gesehen wird und dass Antisemitismus in dieser Gesellschaft keinen Platz hat.”

Besonders wichtig nannte er Fahrten zu KZ-Gedenkstätten. Von dort kämen Schülerinnen und Schüler immer mit besonderen Eindrücken zurück: “Das leichtfertige Schimpfwort ‘Du Jude!’ kommt denen nicht über die Lippen.”