Katrin Schuhen kämpft gegen die Verschmutzung von Wasser und ist überzeugt: Neben der Industrie kann jeder etwas tun, um die Mikroplastik-Belastung zu reduzieren.
Es ist winzig und hat doch verheerende Auswirkungen: Mikroplastik. “Es ist überall. Wir essen, trinken und atmen es tagtäglich”, sagt Katrin Schuhen, Chemikerin und Autorin des gerade erschienenen Buchs “Rebellin des Wassers”. Sie fordert, die Verschmutzung von Umwelt und Wasser durch Mikroplastik und andere Schadstoffe zu stoppen. “Auf einer Skala von 1 (heile Welt) bis 10 (wir werden alle sterben) würde ich den Zustand der globalen Wasserressourcen mit 5 bis 6 bewerten – mit negativer Tendenz”, schreibt sie.
Schuhen will mit ihrem Buch wachrütteln, denn noch sei Zeit zum Handeln. “Wasser ist unser Lebenselixier, entsprechend sollten wir es schützen. Leider wird das in der Nachhaltigkeitsdebatte jedoch vernachlässigt”, kritisiert die Chemikerin aus Karlsruhe. Sie selbst hat jahrelang dazu geforscht, wie mithilfe von Hybridkieselgel Mikroplastik und Mikroschadstoffe aus Wasser entfernt werden können. 2020 hat Schuhen das gemeinnützige Start-up “Wasser 3.0” gegründet und arbeitet inzwischen mit 16 verschiedenen Unternehmen zusammen.
Die Forscherin sieht vor allem die herstellende Industrie in der Pflicht, denn: “Sobald wir anfangen zu produzieren, fällt Mikroplastik an, und das kommt letztlich ins Wasser.” Die Folgen davon sind noch nicht vollständig erforscht. Doch eine jüngere Studie geht etwa davon aus, dass im menschlichen Darm eingelagertes Nanoplastik – Partikeln, die kleiner als ein Mikrometer sind – das Fortschreiten einer Krebserkrankung unterstützen könnte. Mikroplastik wurde inzwischen in Blutbahnen, der Plazenta und in Hoden nachgewiesen. Es überwindet sogar die Blut-Hirn-Schranke. Mikroplastik ist kleiner als 5 Millimeter und ist teilweise mit dem bloßen Auge erkennbar.
Laut Schuhen kann neben der Industrie jeder etwas tun, um seinen Mikro-Müll zu reduzieren. “Ich gebe gern den Hinweis zur Waschmaschine”, sagt die Forscherin. Einen zusätzlichen Mikroplastik-Filter sollte man sich bei dem Haushaltsgerät unbedingt sparen. “Er hat einen größeren Mikroplastik-Footprint als er je an Mikroplastik herausfiltern kann”, erklärt sie.
Stattdessen sollten Verbraucher Drehzahl und Temperatur bei den Waschgängen heruntersetzen und Waschmittel – wenn möglich umweltfreundliche – nutzen. “Dadurch reduziert sich der Abrieb von Mikroplastik um 70 Prozent”, sagt Schuhen. Viele Kleidungsstücke bestehen teilweise oder komplett aus Kunststoffgewebe wie Polyester. Stellschraube sei auch der Konsum: “Weniger ist mehr”, sagt Schuhen. Allerdings solle sich auch keiner kasteien.