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CDU warnt vor landesweiter Grundschulkrise

Die Situation rund um die Ludwigshafener Gräfenauschule hat am Freitag für eine leidenschaftliche Diskussion im Bildungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags gesorgt. Berichte, an der Schule müssten erneut knapp 30 Prozent der Erstklässler das Schuljahr wiederholen, seien Ausdruck einer „weiteren Bildungskatastrophe“, sagte die CDU-Bildungspolitikerin Jenny Groß. Die Landtagsopposition betrachtet das Konzept des Bildungsministeriums zum Schulunterricht für Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse als gescheitert an. Laut Groß ist die Situation auch anderenorts inzwischen besorgniserregend, es drohe eine „landesweite Grundschulkrise“.

Die Gräfenauschule in einem Ludwigshafener Brennpunktviertel war im vergangenen Jahr nach einem öffentlichen Hilferuf der Schulleiterin bundesweit in die Schlagzeilen geraten, weil 39 der damals 136 Erstklässler das Klassenziel nicht erreicht hatten. Trot zahlreicher Fördermaßnahmen droht sich die Situation im laufenden Schuljahr zu wiederholen. Nach aktuellem Stand geht die Schule davon aus, dass 44 der 147 Kinder die erste Klasse wiederholen müssten. Die rheinland-pfälzische Opposition fordert seit längerer Zeit, Kinder ohne Deutschkenntnisse zuerst in separaten Deutsch-Klassen zu unterrichten, ehe sie in den Regelunterricht integriert werden.

Bildungsstaatssekretärin Bettina Brück (SPD) schilderte in der Sitzung ein Maßnahmenpaket des Landes, um die Situation an der Gräfenauschule zu verbessern. So seien dort mittlerweile zwölf Vollzeitstellen mehr zur Verfügung, als eigentlich nach den Regularien des Landes vorgesehen. Mit einem zusätzlichen Stundenkontingent von 45 Prozent sei die Schule personell „sehr gut aufgestellt“. Die zusätzlichen Lehrkräfte seien unter anderem bei der Sprachförderung im Einsatz, auch sei die Schulsozialarbeit intensiviert worden. Brück sprach von einer Ausnahmesituation. Nach Erkenntnissen des Landes gebe es an der Gräfenauschule nicht nur besonders viele Kinder aus Migrantenfamilien mit geringen Deutschkenntnissen, sondern auch viele, die vor der Einschulung nicht regelmäßig einen Kindergarten besucht hätten.

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Sven Teuber, machte für die schwierige Lage der Ludwigshafener Schule die Stadtverwaltung mitverantwortlich. So sei es unverständlich, warum der Standort noch nicht zu einer Ganztagsschule umgewandelt worden sei. Teuber kritisierte auch die Schulleitung, da sie Zahlen lange vor dem Ende des Schuljahres öffentlich gemacht habe. Dies wirke „demotivierend“.