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Castel Gandolfo

Schluss mit Leerstand: Leo XIV. zieht zurück in päpstliche Wohnräume, die sein Vorgänger Franziskus ablehnte. Dazu zählt auch die große Sommerresidenz in Castel Gandolfo – eine kühle, grüne Oase nahe Rom.

Die Päpstlichen Villen von Castel Gandolfo sind seit fast 400 Jahren Sommersitz der Päpste und gehören zum extraterritorialen Besitz des Heiligen Stuhls. Das oberhalb des Albaner Sees rund 30 Kilometer südöstlich von Rom gelegene Städtchen zählt zu den “Castelli Romani”. In diesen höher gelegenen Ortschaften hatten schon seit der Antike wohlhabende Römer ihre Sommervillen. Der erste Papst, der sich längere Zeit in Castel Gandolfo aufhielt, war 1626 Urban VIII. (1623-1644).

Die Päpstliche Sommerresidenz umfasst drei Villen sowie Park- und Gartenanlagen. Ein Teil des Geländes wird landwirtschaftlich genutzt. Den “Apostolischen Palast”, einen schlichten Barockbau, in dem sich das Appartement des Papstes mit Blick auf den Albaner See befindet, erwarb 1596 Papst Clemens VIII. (1592-1605). Clemens XIV. (1769-1774) fügte die benachbarte “Villa Cybo” hinzu. Schließlich wurde das Anwesen unter Pius XI. (1922-1939) nach den Lateranverträgen mit dem italienischen Staat durch den Kauf der “Villa Barberini” vervollständigt.

Nach dem Untergang des Kirchenstaates 1870 verfielen die Gebäude und wurden erst unter Pius XI. restauriert. Danach verlegten die Päpste während ihres Sommeraufenthalts auch einen Teil ihrer Amtsgeschäfte in die Sommerresidenz. Zwei von ihnen starben dort: Pius XII. am 9. Oktober 1958 und Paul VI. am 6. August 1978.

Zuletzt nahmen sich Johannes Paul II. (1978-2005) und Benedikt XVI. (2005-2013) sommerliche Auszeiten in den Albaner Bergen. Der Papst aus Deutschland verbrachte zudem die Monate nach seinem Rücktritt und vor seinem Umzug in Castel Gandolfo. Das dortige Treffen mit Franziskus ging als “Erste Begegnung von zwei Päpsten” in die Geschichte ein.

Für den Papst aus Argentinien blieb es jedoch bei Kurzausflügen. Er verbrachte auch die Sommermonate im Vatikan und öffnete Palast wie Gärten für Touristen. Zuletzt ließ er auf dem Gelände, das mit 55 Hektar größer als der Vatikanstaat am Tiber ist, das Öko-Zentrum “Borgo Laudato Si” einrichten, das benachteiligten Menschen die Möglichkeit zu Arbeit und Ausbildung geben soll.

Papst Leo XIV. nimmt die Tradition der Sommerpause in Castel Gandolfo wieder auf und wird im Jahr 2025 zwei Wochen im Juli sowie ein verlängertes Wochenende Mitte August in der Residenz verbringen.