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Bündnis beklagt Zunahme von antisemitischen Straftaten in Kiel

Das Bündnis gegen Antisemitismus in Kiel beklagt eine Zunahme an antisemitischen Straftaten in der Landeshauptstadt. Höhepunkt sei eine Sticker-Aktion im Dezember 2024 gewesen, auf denen die Adresse eines israel-solidarischen Mannes veröffentlicht und gegen den zur Gewalt aufgerufen worden sei, wie das Bündnis am Montag mitteilte. An der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU) hatte es in der vergangenen Woche Kreide-Schriftzüge mit antisemitischem Inhalt auf dem Campusgelände gegeben.

Der schleswig-holsteinische Antisemitismusbeauftragte und evangelische Altbischof Gerhard Ulrich erklärte gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd), solche Bedrohungen seien ein direkter Angriff auf das demokratische Miteinander. „Es ist absolut inakzeptabel, dass Menschen aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Solidaritätsbekundungen Angst haben müssen“, sagte er und appellierte an alle Bürgerinnen und Bürger Schleswig-Holsteins, achtsam zu sein: „Antisemitismus geht uns alle an. Jeder Einzelne kann einen Beitrag dazu leisten, indem er hin- und nicht wegschaut, wenn jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger angefeindet werden.“

Das Bündnis gegen Antisemitismus in Kiel erklärte, dieser menschenfeindlichen Praxis müsse entschlossen widersprochen werden. „Wir wollen diese Zustände nicht hinnehmen und fordern ein Ende dieses Klimas der Angst“, hieß es. Alle, denen an demokratischem Miteinander gelegen sei, sollten sich gegen solche Zustände öffentlich aussprechen und dafür Sorge tragen, dass „diese Verrohung der politischen Auseinandersetzung“ beendet werde. „Solch ein Verhalten gehört öffentlich geächtet“, erklärte das Bündnis.

Seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 steigt die Zahl der antisemitischen Delikte. In Schleswig-Holstein wurden 2023 bei der Informations- und Dokumentationsstelle für Antisemitismus in Schleswig-Holstein (LIDA) 120 Fälle erfasst, 2022 waren es 79. Für 2024 liegen die Zahlen noch nicht vor. Der Bericht wird Mitte Mai erwartet. Bundesweit lag die Zahl der erfassten antisemitischen Delikte 2022 noch bei 2.641 Straftaten, 2023 waren es mit 5.671mehr als doppelt so viele. Auf ähnlich hohem Niveau liegen sie laut Behördenangaben auch 2024.