Der Gaza-Krieg ist schrecklich. Viele Menschen werfen dem Staat Israel dort einen Genozid vor. Schon deswegen lohnt es, sich darüber zu informieren, in welchem Kontext dieser Begriff aufgekommen ist und als Straftatbestand etabliert wurde. Man kann sich an vielen Stellen informieren. Auch indem man mit dem englischen Juraprofessor und Schriftsteller Philippe Sands, der durch seine Tätigkeit bei vielen internationalen Strafgerichtsverfahren bekannt wurde, auf eine Reise nach Lemberg/Lviv/Lwow geht.
Eine kombinierte Familien- und Denkgeschichte
In seiner fesselnd geschriebenen Erzählung „Rückkehr nach Lemberg“ lernt man nicht nur die jüdischen Lemberger Großeltern von Sands kennen, sondern auch zwei bedeutende jüdische Rechtsgelehrte, Hersch Lauterpacht und Raphael Lemkin. Sie konnten vor den Nazis nach England und Amerika fliehen und prägten die Konzeption der Straftatbestände des Verbrechens gegen die Menschlichkeit beziehungsweise des Genozids.
In diese kombinierte Familien- und Denkgeschichte wird durch Sands dann noch der einstige Nazi-Chefjurist und Generalgouverneur Hans Frank samt seiner Familie hineinverwoben und man kann dieses spannend geschriebene Buch gar nicht beiseitelegen. Aber es wird klar: „Mit dem Ziel“, die Palästinenser „zu vernichten“, agiert der Staat Israel gewiss nicht. So schrecklich der Konflikt ist, einen Genozid, wie ihn der Rechtsgelehrte Raphael Lemkin definiert hat, plant dort nur die Hamas.
Buchhinweis: Philippe Sands, Rückkehr nach Lemberg. Über die Ursprünge von Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Eine persönliche Geschichte, 17 Euro