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Buchtipp: Eine Geschichte über Maria Magdalena

Maria Magdalena: eine Frau an der Seite Jesu, offenbar eng mit ihm verbunden; eine Jüngerin, die seinen Tod und seine Auferstehung miterlebt hat. Die biblischen Zeugnisse sind spärlich; Männer machten sie zur „großen Sünderin“; Frau entdeckten in ihr eine Identifikationsfigur, die sich von den Zwängen ihrer Zeit befreit hatte, um Jesus nachzufolgen.
In diese Richtung geht auch der 2018 erschienene Roman „Aufbruch. Wohin“ der Theologin und Autorin Barbe Maria Linke. Linke stellt zwei moderne Frauen in den Mittelpunkt ihres Buches, die Schriftstellerin Elsa und die junge Schauspielerin Lena. Ein Theaterstück über Maria Magdalena führt sie zusammen. Die Frage, was die biblische Frauengestalt als Rollenvorbild und als Glaubenszeugin heute bedeuten kann, treibt beide um: Elsa mit Blick auf eine gescheiterte Ehe, ein verstorbenes Kind und ihre aktuelle Krebserkrankung; Lena bei ihrer Suche nach Beziehungen, die Halt und Sinn geben.
Antworten gibt Linke in ihrem Roman allerdings nicht. Maria Magdalena kommt in einem von Elsa verfassten Tagebuch zu Wort. Sie wird gezeichnet als eine Frau, die aus ihrer traditionellen Rolle ausbricht, ein Verhältnis mit dem Zeloten Judas hat und schließlich von Jesus gerettet und – platonisch – geliebt wird. Oder war letzteres doch nur eine Fiebervision? … Ihr fiktives Schicksal steht seltsam unverbunden neben der Geschichte von Elsa und Lena, die sprunghaft und mit vielen Zufällen auf eine Art Happy End zusteuert. leg

Barbe Maria Linke: Aufbruch. Wohin. Stationen, Skizzen, Bilder. Geest-Verlag, 331 Seiten, 14 Euro.