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Buchtipp: Aktuelles über das Glaubensbekenntnis von Nizäa

Ein Sammelband gibt Einblicke in die neusten Erkenntnisse über das Glaubensbekenntnis von Nizäa. Es feiert in diesem Jahr 1.700-jähriges Jubiläum.

Eine Malerei in der Basilika St. Nikolaus im türkischen Antalya stellt das Konzil von Nizäa dar
Eine Malerei in der Basilika St. Nikolaus im türkischen Antalya stellt das Konzil von Nizäa darImago/Imagebroker

In diesen Tagen jährt sich zum 1.700. Mal das traditionelle Datum, an dem der Kaiser Konstantin das erste reichsweite Konzil in einem kleinen, idyllisch an einem See gelegenen Residenzort eröffnete. Der damals Nizäa genannte Ort heißt heute Iznik, ein kleines türkisches Städtchen, das rund eine Autostunde von den Außenbezirken Istanbuls entfernt liegt.

Über das Konzil und sein Glaubensbekenntnis schreiben in diesen Wochen und Tagen viele Menschen viel, aber oft auf der Basis dessen, was sie vor Jahrzehnten in Vorlesungen und Seminaren gelernt haben. Inzwischen sehen wir aber viel deutlicher, was Kaiser Konstantin mit einer reichsweiten Bischofsversammlung zu seinem Regierungsjubiläum beabsichtigte, wie demütig er sich den vielen Bischöfen gegenüber zeigte und doch viele Fäden bewusst in der Hand hielt.

Trennung zwischen Judentum und Christentum

Vor allem ist inzwischen klarer, dass neben dem Kaiser auch kluge Theologen sich darum kümmerten, dass Kompromisse gefunden und in Texten formuliert wurden, die den allermeisten Zustimmung ermöglichten. Schließlich begreifen wir präziser, inwiefern das Konzil auch Trennungsprozesse zwischen Judentum und Christentum vertiefte, die sich länger schon abgezeichnet hatten.

Der umfangreiche, aber zur Einführung gedachte Sammelband zweier in Wien wirkenden Herausgebenden kann dabei helfen, sich über diesen neuen Forschungsstand a jour zu bringen. Evangelische wie katholische Expertinnen und Experten beleuchten Aspekte der
Forschungsgeschichte, informieren über das Konzil wie seine Vorgeschichte und nehmen aber auch die Nachgeschichte in den Blick.

Ergänzungen und Kürzungen

So wird deutlich, was das heute oft in großen Festgottesdiensten gesprochene Glaubensbekenntnis der Reichssynoden von Nizäa und Konstantinopel vom authentischen nizänischen Bekenntnis unterscheidet und wie es zu den Ergänzungen beziehungsweise Kürzungen gekommen ist. Weitere Abschnitte behandeln die Frage der Behandlung des Judentums und die Rezeption in der orthodoxen und reformatorischen Theologie, aber auch aktuelle Debatten in der katho­lischen Theologie werden sichtbar.

Besonders erfreulich ist, dass auch die Musik am Beispiel von Johann Sebastian Bach und Olivier Messiaen aufgenommen ist, denn dort ist das Glaubensbekenntnis von Nizäa vielleicht am lebendigsten. Man kann dieses Kompendium, in dem sich nahezu alle Aspekte
erwähnt finden, nur vorbehaltlos empfehlen: Wer es gelesen hat, weiß, wo die Diskussion gerade steht.

Nizäa. Das erste Konzil, Uta Heil (Hrsg.) und Jan-Heiner Tück (Hrsg.), Verlag Herder, Freiburg 2025, 480 Seiten, 38 Euro.

Professor Christoph Markschies ist Professor für Antikes Christentum an der Humboldt-Universität zu Berlin und Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.