Eine neue Publikation befasst sich mit dem Nationalismus in der evangelischen Kirche zwischen den beiden Weltkriegen. Das Buch unter dem Titel „Im Kampf für Gottes Volk?“ vom Institut für Landesgeschichte am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sowie der Evangelischen Landeskirche Anhalts werde am 14. Dezember in Dessau-Roßlau vorgestellt. Dies teilte die Landeskirche am Mittwoch mit.
In den evangelischen Kirchen seien die Wertvorstellungen von Freiheit und Gleichheit aller Menschen historisch bedingt, sagte der Leiter des Archivs der anhaltischen Landeskirche, Jan Brademann. Ein Blick in die Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus mache dies deutlich.
Das Buch widme sich einer Kirche, die vom Nationalismus des Kaiserreichs und von der Befürwortung des angeblich gottgewollten Ersten Weltkrieges geprägt gewesen sei. Ihre Vertreter hätten mehrheitlich die Weimarer Republik abgelehnt, hieß es. Als Gegenbild sei die Vision einer „christlich-deutschen Volksgemeinschaft“ entworfen worden, die von der Niederlage im Krieg befreit sein sollte. So hätten auch Theologen und aktive Protestanten die Machtübernahme der Nationalsozialisten unterstützt.
Die zwölf Aufsätze des Buches seien von Kennern der anhaltischen Geschichte sowie der Kirchen- und Theologiegeschichte geschrieben worden, hieß es. Sie hätten Archivquellen ausgewertet, die zum großen Teil noch nicht berücksichtigt worden seien. Ein Beitrag nehme auch die Bekennende Kirche in den Blick und hinterfrage die verbreitete Sicht, diese sei eine Organisation des Widerstands gewesen.