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Deutschland reagiert: Der neue Papst gilt als kluger Brückenbauer

Für die Deutsche Bischofskonferenz war die Wahl eine „wunderbare Überraschung“. Aus Kirche und Politik kommen lobende Worte zum neuen Papst, der das Gegenteil von seinem Landsmann Donald Trump sei.

Papst Leo XIV. auf dem Balkon des Petersdoms in Rom
Papst Leo XIV. auf dem Balkon des Petersdoms in RomVatikan Media/Ag.Siciliani

Die Wahl des neuen Papstes Leo XIV. hat in Deutschland Freude und Hoffnung ausgelöst. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, Leo XIV. übernehme mit dem Amt in einer von Unfrieden und tiefgreifenden globalen Herausforderungen geprägten Zeit eine bedeutende geistliche und moralische Verantwortung. Der Papst sei ein Brückenbauer zwischen den USA und den Ländern Lateinamerikas.

Bundeskanzler Merz: Hoffnung und Orientierung

„Durch Ihr Amt geben Sie in diesen Zeiten großer Herausforderungen Millionen von Gläubigen weltweit Hoffnung und Orientierung“, erklärte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) unmittelbar, nachdem der Name verkündet worden war. „Für viele Menschen sind Sie ein Anker für Gerechtigkeit und Versöhnung. In Deutschland blicken die Menschen mit Zuversicht und positiver Erwartung auf Ihr Pontifikat.“

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner erklärte: „Papst Leo XIV. wird mit seiner weltzugewandten Perspektive und großen internationalen Erfahrung ein tiefes Verständnis für die Anforderungen unserer Zeit mitbringen.“

Eine Kirche, die nicht um den eigenen Kirchturm kreist

Als erster US-Amerikaner war Kardinal Robert Francis Prevost zum Papst gewählt geworden. Das neue Oberhaupt von rund 1,4 Milliarden Katholiken entschied sich für den Namen Leo XIV. Der 69-Jährige erhielt am Nachmittag beim Konklave der 133 Kardinäle in Rom im vierten Wahlgang eine Zweidrittelmehrheit. Er ist der Nachfolger von Papst Franziskus, der am Ostermontag starb.

Für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, ist die Wahl von Robert Prevost als Papst Leo XIV. nach eigenen Worte eine „wunderbare Überraschung“. „Diesen Namen hatte niemand wirklich auf dem Schirm. Er ist ein freundlicher, zugewandter Papst mit viel Erfahrung“, sagte der Limburger Bischof in der ARD.

Die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs mit Georg Bätzing, Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz
Die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs mit Georg Bätzing, Vorsitzender der katholischen BischofskonferenzImago / epd-bild

In seiner ersten Botschaft habe der Papst wichtige Akzente der Kontinuität zu Papst Franziskus gesetzt, so Bätzing weiter in einer Mitteilung der Bischofskonferenz. „Er wünschte allen Menschen den Frieden, der von Christus kommt. Das ist berührend und ermutigend zugleich. Damit macht Papst Leo XIV. deutlich, dass die Kirche auch weiterhin in internationalen Konflikten zur Vermittlung bereit ist.”

Bätzing betonte: „Gerade seine klaren Worte zu einer synodalen Kirche, die voranschreitet und für alle Menschen da sein will, sind eine Aussage, die uns auch als Kirche in Deutschland den Rücken stärkt.“ Er sei sich sicher, dass der neue Papst ein Pontifex, ein Brückenbauer im wahrsten Sinne des Wortes, sei. „Leo XIV. steht für Dialog und eine Kirche, die nicht um den eigenen Kirchturm kreist.“

Hoffnung auf Ökumene bei Ratsvorsitzende Fehrs

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, setzt auf die Ökumene. Sie hoffe, dass die Stärkung der ökumenischen Gemeinschaft mit anderen Konfessionen für den Bischof von Rom weiterhin einen hohen Stellenwert einnehmen möge. Die Erfahrungen des Papstes als Ordensgeistlicher und als Bischof in Lateinamerika ließen zudem auf eine innere und äußere Weite hoffen.

Der katholische Passauer Bischof Stefan Oster sagte, er habe Kardinal Robert Prevost bei der jüngsten Bischofssynode „als einen tiefen, klugen, geistlichen und besonnenen Mann kennenlernen“ dürfen. Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): „Ich erhoffe mir von ihm neue Impulse, wie wir in einer zunehmend säkulareren Welt die Neu-Evangelisierung anpacken können.“ Der Augsburger Bischof Bertram Meier sprach von einem Vermittler. Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger sagte, er hoffe auf eine Kontinuität bei Dialog und Synodalität: „Innerhalb der Kirche wird es darum gehen, unterschiedliche Positionen einzubinden.“

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nannte den neuen Papst einen „Mann der Mitte, politisch versiert, international vernetzt und zudem bestens informiert über die katholische Kirche in Deutschland“. Die Präsidentin des Laien-Dachverbands, Irme Stetter-Karp, betonte: „Dass er sich bestens auskannte mit dem Synodalen Weg in Deutschland, bietet uns jetzt allerbeste Anknüpfungspunkte für das weitere Vorangehen auf diesem Weg.“

Papst Leo repräsentiert das Gegenteil von Trump

Das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat würdigte Leo XIV. als Brückenbauer – zwischen den beiden Amerikas sowie dem Globalen Norden und dem Globalen Süden. „Mit Leo XIV. wird dem US-Präsidenten ein Amerikaner gegenübergestellt, der das Gegenteil von Donald Trump repräsentiert“, erklärte Hauptgeschäftsführer Martin Maier.

Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa hofft, dass sich Papst Leo XIV. „wie sein Vorgänger mutig und klug“ in die politischen Debatten einmischt. Die Gruppe „Wir sind Kirche“ äußerte den Wunsch, dass er den von Papst Franziskus begonnenen Weg der Erneuerung der Kirche tatkräftig fortsetzen werde – und dies im synodalen Geist, also auch gemeinsam mit nicht geweihten Menschen.