Im Zeitraum von Januar bis Ende Oktober des laufenden Jahres sind bei der Bremischen Evangelischen Kirche 13 Meldungen von Fällen sexualisierter Gewalt eingegangen. „Darunter befinden sich vier Fälle im Kita-Bereich, ein Fall, der der Diakonie zugeordnet werden kann und acht Fälle im gemeindlichen Kontext“, sagte am Mittwoch die Missbrauchsbeauftragte der bremischen Kirche, Nancy Janz. Wo nötig seien strafrechtliche und arbeitsrechtliche Schritte eingeleitet worden. Janz äußerte sich in einem Bericht vor der Herbstsynode der Kirche.
Im Januar hatte ein unabhängiges Forscherteam eine bundesweite Studie zu Ursachen und Ausmaß sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie vorgelegt. Darin zählten die Forschenden mindestens 1.259 Beschuldigte, darunter 511 Pfarrer, und mindestens 2.225 Betroffene. Daneben stellten die Wissenschaftler aber auch Mängel im Umgang mit Missbrauchsfällen und Betroffenen fest. Janz sagte, die sogenannte ForuM-Studie habe zu einer Sensibilisierung beigetragen: „Sicher noch nicht überall, doch es gibt sie.“
Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte in Reaktion auf die Studie vor gut zwei Wochen in Würzburg einen Maßnahmenplan zur Prävention und zum Umgang mit sexualisierter Gewalt beschlossen. Das zwölf Punkte umfassende Papier sieht unter anderem vor, für Betroffene ein „Recht auf Aufarbeitung“ zu schaffen und eine zentrale Ombudsstelle einzurichten. Janz, die auch Sprecherin der Betroffenen im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt der EKD ist, betonte den Stellenwert des Plans: „Der Umgang mit dem Thema sexualisierte Gewalt braucht klare Strukturen, transparente Wege und Verantwortlichkeiten.“
Der Maßnahmenplan werde die Gemeinden in der Hansestadt in den kommenden Jahren weiter begleiten. Darüber hinaus sollten bis Ende 2025 in allen Gemeinden und gesamtkirchlichen Einrichtungen der bremischen Kirche Schutzkonzepte vorliegen, betonte Janz. „Wir sind auch weiterhin gefordert, am nicht so leicht messbaren Kulturwandel unserer Kirche mitzuwirken.“ Es gehe um eine Änderung von Haltungen, um Rollenverständnisse und Machtkonstellationen.
Die Bremische Evangelische Kirche hatte im Frühjahr eine Fachstelle eingerichtet, die seit Anfang Mai unter der Leitung von Nancy Janz das Thema sexualisierte Gewalt in der Kirche koordinieren soll. Schon vor einiger Zeit hatte die Kirche eine Meldestelle und eine Ansprechstelle eingerichtet. Betroffene können in der Ansprechstelle auf Wunsch „im geschützten Rahmen“ erlebte oder beobachtete Übergriffe besprechen. Die Meldestelle nimmt Verdachtsfälle entgegen, die dann geprüft werden.