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Blume des Jahres 2025 ist das Sumpf-Blutauge

Einst war es weit verbreitet, wegen der Zerstörung der Moore steht es heute in allen Bundesländern auf der Roten Liste gefährdeter Arten: das Sumpf-Blutauge. Helfen kann man der neuen Blume des Jahres im eigenen Garten.

Der Name klingt nicht gerade anziehend, eher nach Halloween. Doch mit dem nahen Gruselfest hat das Sumpf-Blutauge nichts zu tun. So heißt vielmehr die Blume des Jahres 2025, die die Hamburger Loki-Schmidt-Stiftung am Donnerstag der Öffentlichkeit präsentiert hat. Und so viel ist mal sicher: Schauern dürfte der Anblick dieser Pflanze niemanden, schließlich ist sie eine echte Schönheit. Ihre von Mai bis August erscheinenden Blüten tragen eine auffällig purpurne, rostbraune oder eben blutrote Färbung.

Doch von diesen Blüten gibt es immer weniger zu sehen. Denn das Sumpf-Blutauge ist eine Pflanze der Moore – und daher bedroht. Laut Loki-Schmidt-Stiftung gelten 95 Prozent der Moorflächen Deutschlands als zerstört – “eine verheerende Bilanz sowohl für die hoch spezialisierten Arten, die auf diesen Lebensraum angewiesen sind, als auch für die Senkung der Emissionen klimaschädlicher Gase”.

Mit der Wahl des Sumpf-Blutauges zur 46. Blume des Jahres ruft die Stiftung nach eigenen Angaben nun zum Schutz der Moore auf. “Ihre Entwässerung, die Abtorfung und zerstörerische landwirtschaftliche Nutzung müssen gestoppt werden”, mahnt Geschäftsführer Axel Jahn. Dasselbe gelte für die artenreichen Uferzonen von Gräben, Flüssen und Teichen. Doch nicht nur die Lebensraumzerstörung wird dem Sumpf-Blutauge gefährlich. Laut Kosmos-Naturführer “Was blüht denn da?” mag es keine warmen Gegenden. Der Klimawandel verheißt da also nichts Gutes.

Das Sumpf-Blutauge wächst etwa auf schlammigen, offenen Böden. Es kommt aber auch in nährstoffarmen Gräben sowie am Ufer stehender oder langsam fließender Gewässer vor. Naturnah ausgerichtete Gärtnereien bieten die mehrjährige Staude zudem zur Bepflanzung von sonnig-feuchten Gartenteichufern an.

Dort gedeiht dann ein Gewächs aus der botanischen Familie der Rosengewächse. Dazu zählen nicht nur die namensgebenden Rosen, sondern auch viele Obstsorten wie Apfel oder Erdbeere. Stacheln oder essbare Früchte bietet die neue Blume des Jahres aber nicht. Doch während ihre Samen heranreifen, erinnert die aufgequollene Blütenachse tatsächlich an eine Erdbeere. Darin entstehen winzige Nüsschen, für deren Verbreitung die Natur ausgefeilte Techniken entwickelt hat.

Mit ihren Hakenspitzen bleiben sie zum Beispiel an Wasservögeln hängen und werden so fortgetragen. Die Samen können außerdem bis zu einem Jahr lang an der Wasseroberfläche bleiben, um an neue Wuchsorte geschwemmt zu werden. Das Sumpf-Blutauge breitet sich auch über Erdsprosse aus. Diese sogenannten Rhizome werden bis zu einem Meter lang und wachsen untergetaucht im Wasser oder durch Schlamm.

Aus ihnen erwachsen 20 bis 70 Zentimeter lange Stängel, die oft behaart sind. Die Blätter erscheinen gefiedert, und zwar häufig fünffach. Auf diese Weise erinnern sie an die fünf Finger einer Hand – daher der Name Fingerkraut für die Gattung, zu der das Sumpf-Blutauge innerhalb der Familie der Rosengewächse lange gezählt wurde. Genetische Untersuchungen ergaben allerdings, dass das Sumpf-Blutauge eine eigenständige Gattung bildet. Deshalb heißt es botanisch seit rund 20 Jahren nicht mehr “Potentilla palustris”, sondern “Comarum palustre”.

Auch der Volksmund kennt diverse Namen für die Art: Sumpf-Fingerkraut, Blutstropfen und Teufelsauge zum Beispiel. Ähnlich vielfältig ist der traditionelle Gebrauch des Sumpf-Blutauges: Der aus dem Rhizom austretende rote Saft wurde früher zum Färben und zum Gerben benutzt, außerdem als Mittel gegen Durchfall, Magenleiden und Blutungen, wie die Expertendatenbank “NaturaDB” anführt.

Für Tiere ist das Sumpf-Blutauge nach wie vor von großem Wert. Laut “NaturaDB” versorgt die Blume unter anderem 42 Wildbienen- und drei Schwebfliegenarten mit Nektar und Pollen, außerdem fressen sieben Arten von Raupen an ihr. Dass das einst weit verbreitete Sumpf-Blutauge mittlerweile in allen Bundesländern auf der Roten Liste gefährdeter Arten steht, ist daher keine gute Nachricht für Naturfreunde. Passend zu Halloween eher eine zum Gruseln.