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Bischof Meister fordert Christen zu Mitgefühl mit Leidenden auf

Bischof Ralf Meister hat am Karfreitag die Christen zu Mitgefühl mit Menschen in Not aufgerufen. Die Geschichte von der Kreuzigung Jesu erinnere die Menschen daran, dass sie zwar verletzlich und dem Leid ausgesetzt seien, aber auf „die Mitleidenschaft“ Jesu hoffen könnten, sagte der evangelische Bischof der hannoverschen Landeskirche in seiner Karfreitagspredigt in der Stiftskirche zu Loccum. „Was dort geschehen ist am Kreuz, kann ich selbst erleiden und ich erkenne dieses Leiden in den Leiden der Welt.“

Meister erzählte in der Klosterkirche in Loccum von seinem Besuch bei den Passionsspielen in Oberammergau im Jahr 2022. Dieser habe ihm einen neuen, emotionaleren Blick auf die Geschichte von der Kreuzigung Jesu eröffnet.

Mit der Botschaft der Passion wolle Jesus die Menschen erbauen und bestärken und sie gerade nicht in die Verzweiflung treiben, betonte der Bischof. „Jesus blickt nicht zuerst auf die Sünde des anderen, sondern auf das Leid der anderen.“ Deshalb sollte der erste Blick der Christen dem fremden Leid gelten. „Das ist keine Leidenskultur, sondern der Ausdruck der unzertrennlichen Einheit von Gottes- und Nächstenliebe.“

Meister erinnerte auch an die unmittelbare Beziehung zwischen dem Judentum und dem Christentum. Jesus habe mit dem Abendmahl bewusst die jüdische Tradition des Pessach-Mahls betont. Das sei ein wichtiges theologisches Zeichen. „Gerade weil die Schuld an Jesu Tod in der Passionsgeschichte Jahrtausende lang dem Judentum zugeschoben wurde. Damit nahmen der Antijudaismus und später der Antisemitismus ihren Ausgang.“