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Bischof Hanke: Moderner Freiheitsbegriff führt zu “Verwilderung”

Mehr Freiheit, weniger Gerechtigkeit? Der Eichstätter Bischof sieht darin die Wurzel einer europäischen Krise. Er nennt Beispiele, in denen sich dies besonders zeige, und vergleicht den Menschen mit einem Obstbaum.

Nach Ansicht des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke befindet sich Europa in einer Krise, der die “Ausfaltung des individuellen Freiheitsbegriffs” zugrunde liegt. Das sagte Hanke der in Würzburg erscheinenden katholischen Wochenzeitung “Die Tagespost” (Donnerstag). “Wir haben einen Freiheitsbegriff, der nicht mehr voll mit dem Streben nach Gerechtigkeit einhergeht”, führte er aus. Dieses “überdimensionierte Freiheitsstreben” komme auch mit der Idee eines Gottes in Konflikt.

Der christliche Freiheitsbegriff, mit dem auch eine Selbstbeschränkung einhergehe, sei eine “Befreiung zur Fruchtbarkeit”, sagte der Bischof und führte einen Vergleich aus der Natur an: “Wo ich etwa einen Obstbaum oder einen Weinstock nicht beschneide, da ist Verwilderung zugange.” Sich zu beschränken, um Gottes Willen Raum zu geben, verursache zwar nicht immer Wohlgefühl, aber Erfüllung.

Das gelte auch für den Klimaschutz, so Hanke: “Immer größere individuelle Freiheitsräume und die Sorge um die Ökologie und den Klimaschutz, die der gesellschaftliche Prozess als zwei Seiten einer Medaille verstand, passen doch nicht zusammen.” Denn dafür brauche es die Bereitschaft zum Verzicht.

Auch in der Debatte um Abtreibungen mache sich dieses Prinzip bemerkbar: “Die Freiheit des einen wird so ausgedehnt, dass das Lebensrecht des anderen eigentlich gar nicht mehr berücksichtigt wird und damit auch das Prinzip der Gerechtigkeit aus den Fugen gerät.” Menschen glaubten, durch einen solchen Freiheitsanspruch Erfüllung zu finden. “Aber letztlich führt er in den Nihilismus.”