Münsters Bischof Genn möchte seinen Bischofsstuhl einer neuen Generation überlassen. Deshalb hofft er, der Papst möge seinen Rücktritt mit 75 Jahren annehmen. Einige Aufgaben will er aber weiterführen.
Der Münsteraner Bischof Felix Genn möchte im kommenden Jahr seinen Dienst beenden. Er wolle dazu Papst Franziskus um seine Emeritierung bitten, wie Genn der “Rheinischen Post” (Freitag, online) sagte. Der entsprechende Brief sei bereits geschrieben, aber noch nicht abgeschickt. Genn wird Anfang März nächsten Jahres 75 Jahre alt. Damit erreicht er die Altersgrenze, zu der Bischöfe ihren Rücktritt anbieten müssen. Es liegt im Ermessen des Papstes, ob er diesen annimmt.
“Ich bin ein alter Mann und sehe, wie eine neue Generation in der Kirche nachwächst”, sagte Genn. “Diese jungen Menschen geben mir große Hoffnung; sie werden Formen entwickeln, die mir überhaupt nicht in den Sinn kommen. Was sind die kreativ! Und dann muss ich mir sagen: Felix, jetzt ist es gut!” Zudem seien mit 75 Jahren die notwendige “Spannkraft und Gesundheit” für eine solche Aufgabe nicht mehr gegeben. “Außerdem möchte ich, dass es im Bistum nicht durch eine mögliche Verlängerung meiner Amtszeit eine längere Zeit des Übergangs gibt”, so Genn, der seit 2009 Bischof von Münster ist.
Seinen Dienst in der vatikanischen Behörde für Bischöfe und seine Aufgabe als Leiter einer Arbeitsgruppe im Umfeld der Weltsynode wolle er weiterführen. Von der Weltsynode erhofft Genn sich nach eigener Aussage, dass die Kirche im Dialog neue Formen des Miteinanders entwickle. Seine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit dem Bischofsamt und wie mehr Personen als bisher an der Auswahl neuer Bischöfe beteiligt werden können. Eine allgemeine Wahl werde man aber “nicht machen können”. Als Anliegen führt Genn außerdem an, Bischöfe besser auf ihr Amt vorzubereiten. “Als ich Weihbischof in Trier wurde, hat mir niemand gesagt, wie ich das machen muss. Das kann doch nicht gehen!”
Gefragt danach, ob Bischöfe zu viel Macht hätten, sagte Genn: “Vom äußeren Eindruck her ja, von meinen eigenen Erfahrungen in 25 Bischofsjahren eher nicht. Wenn ich bedenke, wie viele Menschen ich fragen muss, bis ich etwas entscheiden kann, dann kann ich nicht unbedingt sagen, dass ich zu viel Macht habe.”
Bei der Frage nach Weiheämtern für Frauen warnte Genn vor einer Spaltung der Kirche, wenn die Debatte zu sehr aufs Weiheamt gerichtet sei. Es gehe aus seiner Sicht vielmehr darum, wie Frauen viel stärker als bisher an Entscheidungen beteiligt werden können. “Ich möchte den Frauen, die jetzt unruhig sind, darum gerne sagen: Bleibt dabei und bedenkt, dass es in der katholischen Kirche zwar langsame Prozesse gibt, dass es aber auch zu Überraschungen kommen kann. Zurückdrängen kann man diese Frage jedenfalls nicht mehr. Und das möchte ich auch nicht”, betonte Genn.
Genn wurde 1999 in Trier zum Bischof geweiht. Bis 2003 war er dort Weihbischof, bevor er die Leitung des Bistums Essen übernahm. 2009 wurde er Bischof von Münster. Seit 2013 ist er zudem Mitglied des für Personalfragen zuständigen vatikanischen Dikasteriums für die Bischöfe.