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Bischöfin: Umgang mit sexualisierter Gewalt war von Wegsehen geprägt

Nach den Worten der evangelischen badischen Landesbischöfin Heike Springhart war der Umgang mit sexualisierter Gewalt auch in der badischen Landeskirche und ihrer Diakonie lange „von Versagen und Wegsehen geprägt“. „Wir müssen uns den erschütternden Geschichten der Betroffenen stellen“, erklärten Springhart und der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Baden, Oberkirchenrat Urs Keller, am Donnerstag in Karlsruhe.

Sie äußerten sich zu den Ergebnissen der sogenannten ForuM-Studie, die am Donnerstag in Hannover vorgestellt worden war. Demnach gab es auch in der evangelischen Kirche und Einrichtungen der Diakonie weit mehr sexualisierte Gewalt als bislang angenommen.

„Wir nehmen uns das Leid, das Menschen angetan wurde, zu Herzen. Es trifft uns als Kirche und Diakonie ins Mark“, sagten Springhart und Keller. Das Vertrauen der betroffenen Personen sei auf schreckliche Weise missbraucht worden. „Wir möchten betroffene Menschen, die sich noch nicht gemeldet haben, dazu ermutigen, dies zu tun.“

Ein von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beauftragtes unabhängiges Forscherteam hatte die Studie vorgestellt. Darin ist von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern in deutschen Landeskirchen die Rede. Die badische Landeskirche habe 88 Beschuldigte und 178 betroffene Personen anonymisiert an den Forschungsverbund gemeldet, hieß es.

Von der Studie erhofft sich die badische Landeskirche detaillierte und fundierte Erkenntnisse, um das „zerstörerische Geflecht“ von sexualisierter Gewalt besser zu verstehen und eine an Betroffenen orientierten Haltung weiterzuentwickeln. Das Dunkelfeld sei sehr groß. Durch die Arbeit einer neuen unabhängigen regionalen Aufarbeitungskommissionen könnten weitere Fälle bekannt werden, hieß es. (0168/25.01.2024)