Die Präsenz vor Ort ist aus Sicht der Schleswiger Bischöfin, Nora Steen, die größte Stärke der evangelischen Kirche. “Wer ist noch da, wenn die Schule schließt, und der Landgasthof, vom Laden gar nicht erst zu reden?”, fragte Steen vor dem Parlament der Nordkirche in Lübeck-Travemünde. Die Kirche sei in solchen Situationen noch immer präsent. “Die Formen und Strukturen kirchlicher Präsenz werden sich ändern, aber wir sind vor Ort”, sagte Steen. “Und ich wünsche mir, dass wir das bleiben: Die Kirche vor Ort hat ein Gewicht – das ist unser riesiges Pfund, das wir nicht aufs Spiel setzen können.”
Nora Steen: Dialog zwischen Kirche und Landwirtschaft
Steen ist seit dem 1. November 2023 Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein der evangelisch-lutherischen Nordkirche. In ihrem ersten Bericht vor dem Kirchenparlament sprach sie sich auch für einen besseren Dialog zwischen Kirche und Landwirtschaft aus: “Als Kirche muss es uns gelingen, ökologische Landwirtschaft zu fördern und zugleich mit konventionellen und traditionsreichen Betrieben im Gespräch zu bleiben – und zwar ohne erhobenen Zeigefinger.”
Die Kirche solle nicht auf die Idee kommen, Landwirtschaft besser zu verstehen, als Menschen, die darin ausgebildet sind. “Hier sind Gräben entstanden”, so die Bischöfin. “Wenn Landwirte das Gefühl haben, die Kirche ist nicht mehr für uns da, weil sich die Kirche pauschal einer parteipolitischen Richtung zuordnet und die Bauern pauschal als die Bösen ansieht, dann gibt es aus meiner Sicht Handlungsbedarf.”
Das Gebiet der Nordkirche reicht von Flensburg über Kiel, Hamburg, Schwerin bis zur polnischen Grenze. Zur ihr gehören rund 1,8 Millionen evangelische Christen. Geleitet wird sie von der Schweriner Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. Das Kirchenparlament, die Landessynode, tagt noch bis Samstag in Travemünde.