Die bundesweite Missbrauchsstudie zeigt das massive Ausmaß des Missbrauchs in der evangelischen Kirche. Die Landesbischöfin der Nordkirche fordert deshalb einen Kulturwandel. Erste Veränderungen sieht sie bereits.
Nach Veröffentlichung der bundesweiten Missbrauchsstudie für die evangelische Kirche fordert die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, Veränderungen. Sie halte es für wichtig, dass sich die Kirche immer wieder mit offenen und verdeckten Machtstrukturen auseinandersetze, sagte sie am Donnerstag vor der in Lübeck-Travemünde tagenden Landessynode, also dem Kirchenparlament.
Unabhängige Forscher hatten Ende Januar die erste bundesweite Missbrauchsstudie für die evangelische Kirche und die Diakonie vorgestellt. Laut der sogenannten Forum-Studie fanden sich Hinweise auf 2.225 Betroffene und 1.259 Beschuldigte in kirchlichen Akten für die Jahre 1946 bis 2020. Weil die Landeskirchen nicht alle von den Forschern ausgewählte Akten auswerteten, gehen sie jedoch von weit höheren Zahlen sowie zusätzlich von einem großen Dunkelfeld aus. Zudem stellten die Wissenschaftler Kirche und Diakonie im Umgang mit Missbrauchsfällen ein schlechtes Zeugnis aus.
“Es ist gut, dass die Forum-Studie auch mit dazu beiträgt, dass es selbstverständlicher geworden ist, diese Thematik in Kirche und Diakonie anzusprechen und zu besprechen”, so Kühnbaum-Schmidt. Der von der Studie angestoßene Kulturwandel werde die Nordkirche weiterhin und kontinuierlich beschäftigen.