Freiwilligkeit statt Zwang: Die katholischen Bischöfe sehen eine Wehrpflicht und eine allgemeine Dienstpflicht skeptisch. Viel sinnvoller seien freiwillige Modelle. Sie fordern zugleich das Gespräch mit der Jugend.
In der Debatte um die Wehrpflicht plädieren die katholischen Bischöfe in Deutschland für freiwillige Modelle. Sie sähen die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht zum jetzigen Zeitpunkt skeptisch, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Donnerstag in Fulda. “Denn eine Wehrpflicht stellt ganz erhebliche Eingriffe in die Freiheitsrechte der Betroffenen dar und sollte deshalb nur eingeführt werden, wenn die Bemühungen um die freiwillige Rekrutierung keinen hinlänglichen Erfolg zeigen.”
Die Bischöfe halten es für den richtigen Weg, mittels einer allgemeinen Wehrerfassung sowie verstärktem Werben um Freiwillige die erforderliche Personalstärke herzustellen. “Sollte man zu einem späteren Zeitpunkt erneut über die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht nachdenken, stellen sich schwierige Fragen der Wehrgerechtigkeit – und zwar sowohl im Bereich der Generationen als auch der Geschlechtergerechtigkeit.”
Der Limburger Bischof forderte in diesem Zusammenhang ein “systematisches und vertieftes Gespräch mit der jungen Generation. Es sind die jungen Leute, die in besonderem Maße Lasten tragen müssen. Deshalb muss man um ihre Zustimmung ringen.” Für die Bischofskonferenz ist es darüber hinaus von zentraler Bedeutung, dass im Falle einer Wehrpflicht das Recht auf Kriegsdienstverweigerung ungeschmälert erhalten bleibt.
Unbestreitbar ist aus Sicht der Bischöfe, dass die Bundesrepublik zunehmenden Bedrohungen von außen und wachsenden Spannungen im Inneren ausgesetzt ist. “Wir halten deshalb die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit sowie der gesellschaftlichen Resilienz für notwendig.”
Kritisch sehen die Bischöfe auch die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht. “Die Bischöfe ebenso wie zahlreiche kirchliche Organisationen sind nicht überzeugt, dass eine solche Dienstpflicht das Mittel der Wahl ist”, sagte Bätzing. “Mit Blick auf die Qualität der Dienste, aber auch im Interesse des inneren Zusammenhalts der Gesellschaft bevorzugen wir stattdessen eine umfassende Stärkung der Freiwilligendienste.”
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz forderte in diesem Zusammenhang eine “überzeugende Ausgestaltung dieser Dienste, die eben mehr sein müssen als bloßer Ersatz für militärischen Dienst oder individuelle Spielwiesen des Engagements”. Richtig aufgebaut, können sie zu einem zentralen Baustein einer freiheitlichen, solidarischen und widerstandsfähigen Gesellschaft werden.