Immer mehr Teilzeit, immer mehr Dienstunfähigkeiten, zu wenig Fachkräfte – zum neuen Schuljahr bemängeln Pädagogenverbände aus dem Freistaat die Zustände in ihrem Arbeitsbereich. Außerdem stellen sie Forderungen auf.
“Schieflage”, “Dauerbaustelle” – mit Vokabeln wie diesen kritisieren Bildungsverbände zum Beginn des neuen Schuljahrs die bayerische Schulpolitik. Es mangele etwa an Lehrern und Inklusion, Pädagogen wie Schüler seien überlastet, monierten der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) und die Katholische Erziehergemeinschaft in Bayern (KEG) am Montag in München.
Die Teilzeitquote unter Lehrerinnen und Lehrern sei so hoch wie nie zuvor, erklärte der BLLV. “Im Schuljahr 2023/2024 lag sie bei 53,7 Prozent, während sich gleichzeitig der Anteil der Ruhestände wegen Dienstunfähigkeit bei den Lehrerinnen und Lehrern an manchen Schularten in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt hat.” Auch an Realschulen, Gymnasien und Förderschulen steige die Zahl der Dienstunfähigkeiten rapide. Nur noch rund 18 Prozent der Pädagogen gingen zur gesetzlichen Altersgrenze oder danach in Pension. Vor zehn Jahren seien es noch rund 60 Prozent gewesen. Das System lasse immer mehr Lehrer sich kaputtarbeiten.
Der BLLV bemängelte auch die Inklusion an Bayerns Schulen. Diese sei eine Dauerbaustelle. “Oft fehlt es an der nötigen Doppelbesetzung mit einer sonderpädagogischen Fachkraft, am Ausbau multiprofessioneller Teams oder an Unterstützung für die Lehr- und Fachkräfte, die im inklusiven Setting tätig sind.”
Zudem gebe es eine Schieflage bei den Sprachstandserhebungen. Diese seien vergangenes Schuljahr erstmals verpflichtend vor der Einschulung durchgeführt worden. Das sei an sich richtig, so der BLLV. “Nur: Was geschieht jetzt mit den 24.000 Kindern, bei denen ein Förderbedarf festgestellt wurde? Erst wenn die 24.000 Kinder exzellente Vorkurse bekommen, ist etwas gewonnen. Nur gibt es keine Vorkurse für so viele Kinder.” Und die Vorkurse, die es gebe, fielen oft wegen Lehrkräftemangels aus oder würden von Drittkräften ohne ausreichende pädagogische Ausbildung gehalten.
Auch die KEG kritisierte die bayerische Bildungspolitik. Sie forderte vom zuständigen Ministerium zusätzliche Pädagogen. Außerdem verlangte sie Lösungen “zu den stark gestiegenen Anforderungen an unsere Lehrkräfte, Schulleitungsteams, Schulaufsichten bezüglich Migration, Integration und Inklusion” – sowie die Umsetzung der gesetzlichen Verpflichtung zur Arbeitszeiterfassung von Lehrern.