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Bildung ohne Schule

„Homeschooling“ ist in den USA seit Jahrzehnten legal und verbreitet. Eltern, die ihre Kinder zu Hause unterrichten, wollen durch das „Homeschooling“ die Bildung ihres Nachwuchses individuell gestalten. Die Eltern wollen kontrollieren, was und wie die Kinder lernen. Die für Bildungspolitik zuständigen Regierungen der US-Bundesstaaten sind großzügig bei der Auslegung der Schulpflichtgesetze. Staaten gewähren Eltern viel Spielraum bei der Wahl des Lehrstoffes. Konservative protestantische Christen sind tonangebend in der „Homeschool“-Bewegung.

„Homeschooling“ ist in den USA eine politische Frage. Der Rechtshilfeverband für Hausunterricht, „Home School Legal Defense Association (HSLDA)“, ermuntert Eltern, Heimunterricht sei „leichter als Sie denken“. HSLDA kämpfe für die Freiheit der Eltern, über die Bildung ihrer Kinder zu entscheiden.

Die Tageszeitung „Washington Post“ hat im August 2023 „Homeschool“-Eltern befragt. 74 Prozent machten sich Sorgen über das Umfeld in staatlichen Schulen. 68 Prozent wollten den Kindern in ihren eigenen vier Wänden moralische Werte vermitteln, und 64 Prozent waren nicht zufrieden mit der Qualität des staatlichen Unterrichts. Als weitere Motive wurde die Sorge über bewaffnete Amokläufe an Schulen genannt oder dass Kinder dort gehänselt werden. Die von der Zeitung befragten 504 Eltern kritisierten auch einen Einfluss liberalen Gedankengutes an öffentlichen Schulen.

Es gibt keine verlässlichen Daten zur Zahl der Kinder, die zu Hause unterrichtet werden. Das ist nicht überraschend. Nach Angaben der Direktorin des von ehemaligen „Homeschool“-Schülern gegründeten Verbandes „Coalition for Responsible Home Education“, Angela Grimberg, gibt es wenig staatliche Aufsicht. In 10 der 50 Bundesstaaten müssten Eltern die Schulbehörden nicht einmal informieren, dass sie zu Hause unterrichten.

Die amtliche „National Household Education Survey“-Untersuchung sei 2019 zur Schätzung gekommen, dass etwa vier Millionen Kinder im Schulalter (3,7 Prozent) zu Hause unterrichtet werden, sagte der Direktor der Forschungseinrichtung „International Center for Home Education Research“, Robert Kunzman, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Corona-Pandemie habe wohl zusätzlich zu einem Anstieg geführt.

Es sei jedoch nicht klar, wie viele US-Eltern den Heimunterricht weiterführten, hieß es weiter. In Deutschland, wo es in den einzelnen Bundesländern nur seltene Ausnahmen der allgemeinen Schulpflicht gibt, wird die Zahl der Kinder im Hausunterricht auf unter 1.000 geschätzt. Der Begriff „Homeschooling“ wurde während der Corona-Pandemie in Deutschland häufig für das von der Schule organisierte Lernen zu Hause verwendet, wenn Präsenzunterricht nicht möglich war.

Es gibt keine eindeutigen Angaben über die Erfolge des „Homeschoolings“. Experten zufolge profitieren einige Kinder vom Unterricht zu Hause, bei anderen mangelt es hinterher an Wissen.