Die Journalistin Juliane Leopold hat ihre Kandidatur als RBB-Intendantin zurückgezogen. Im sozialen Netzwerk LinkedIn schrieb Leopold, sie wolle den Weg freimachen für eine Kandidatin oder einen Kandidaten, deren Angebot besser zur aktuellen Situation des RBB passe. Die Intendantenwahl im Rundfunkrat soll an diesem Freitag stattfinden.
Leopold schrieb in dem Post: „Der Kern meines Angebots für den RBB ist die digitale Transformation des Journalismus des RBB und die konsequente Ausrichtung des Senders auf die starke regionale Verankerung in Berlin und Brandenburg.“ Sie habe jedoch in den vergangenen Tagen viele Gespräche geführt und dabei den Eindruck gewonnen, dass im RBB derzeit die Frage im Vordergrund stehe, wie am ehesten alles so bleiben könne, wie es ist. „Fragen wie diese werden derzeit meiner Einschätzung nach mit größerer Priorität diskutiert als manches, was in die programmliche Gestaltung der Zukunft des RBB weist“, schrieb Leopold bei LinkedIn.
Rückzug bedauert
Die 1983 in Halle an der Saale geborene Leopold war eine von vier Kandidatinnen und Kandidaten, die sich vergangene Woche im Rundfunkrat des RBB als Bewerber für die Intendanz vorgestellt hatten. Außer ihr bewarben sich Jan Weyrauch, der Programmdirektor von Radio Bremen, die ehemalige stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer und die frühere Vodafone-Managerin Heide Baumann.
Der Vorsitzende des RBB-Rundfunkrates, Oliver Bürgel, bedauerte den Rückzug von Leopold. Er sagte: „Wir haben in der Findungskommission viel Wert darauf gelegt, Persönlichkeiten mit sehr unterschiedlichen inhaltlichen und strategischen Ansätzen in das Wahlverfahren zu integrieren.“ Die Kompetenzen und das gesamte Auftreten von Frau Leopold im Bewerbungsverfahren hätten nicht nur ihn beeindruckt: „Trotzdem respektiere ich ihre Entscheidung ausdrücklich.“ Der Fahrplan zur Wahl verändere sich dadurch nicht, sagte Bürgel.
Vor knapp einer Woche hatte der Rundfunkrat eine Kandidatur von Interimsintendantin Katrin Vernau abgelehnt. Bei einer außerordentlichen Sitzung wurde ein entsprechender Antrag auf Erweiterung der Kandidatenliste um Vernau mehrheitlich abgelehnt.
Interimsintendantin muss gehen
Vernau ist seit rund neun Monaten im Amt. Nach dem Skandal um die frühere RBB-Intendantin Patricia Schlesinger war sie im September vergangenen Jahres für höchstens ein Jahr zur Interimsintendantin gewählt worden. Schlesinger war im August 2022 im Zuge der Affäre um Vetternwirtschaft und Verschwendung im Sender entlassen worden.
Die RBB-Interimsintendantin hatte sich im Rahmen der Ausschreibung nicht offiziell als Kandidatin beworben, weil sie „keine neue Bewerbung“ sei. Aber sie wäre nach eigenen Worten gern bereit gewesen, ihre Arbeit fortzusetzen.