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Betroffene und Bistum erinnern an Opfer sexualisierter Gewalt

Missbrauchs-Betroffene und Vertreter des katholischen Bistums Hildesheim haben am Wochenende in Hildesheim gemeinsam an die Opfer von sexualisierter Gewalt erinnert. Dabei forderte der Sprecher des Betroffenenrats Nord, Norbert Thewes, das Bistum auf, konsequent und kompromisslos an der Seite der Betroffenen zu stehen und Empfehlungen von Gutachtern umzusetzen. Bischof Heiner Wilmer versicherte bei der Veranstaltung im Kreishaus, das Bistum werde bei der Aufarbeitung nicht nachlassen.

Thewes kritisierte, zahlreiche Empfehlungen von Gutachtern seien bisher nicht umgesetzt. „Warum erleben wir immer wieder das Schachern um Ansprüche und Hilfen für Betroffene, sei es um materielle Unterstützung etwa zur Lebenssicherung, um psychosoziale, therapeutische Begleitung, um spirituelle Begleitung durch ausgewiesene und fachkundige Seelsorger?“, sagte er. „Das macht Betroffene erneut klein – machen Sie sie groß! Es sind Menschen auf Augenhöhe.“

Wilmer sagte, er sei dankbar für die Zusammenarbeit mit den Betroffenen: „Auch wenn die Aufarbeitung sehr komplex ist, viel komplexer als ich das zu Anfang gedacht hätte.“ Der Bischof betonte: „Wir nehmen nicht den Fuß vom Gas, auf keinen Fall. Wir bleiben dran.“ Anfang des Jahres werde es drei neue unabhängige Ansprechpersonen für Betroffene von sexualisierter Gewalt geben. Dabei würden drei von vier auslaufenden Verträgen nahtlos und dezentral erneuert.

Wilmer wandte sich gegen das lange tradierte Bild der katholischen Kirche als einer perfekten und unantastbaren Gemeinschaft: „Das stimmt nicht“, sagte er. „Die Kirche ist nicht perfekt. Sie ist verwundbar, sündig und bedarf der Korrektur.“ Eine Studie hatte vor fünf Jahren ergeben, dass im Bistum Hildesheim seit den 1960er-Jahren mindestens 153 Menschen Opfer von sexualisierter Gewalt wurden. Als Täter wurden 46 Priester beschuldigt.