Kurz vor 15 Uhr sind fast alle Stühle besetzt: Links Bass- und Sopranstimmen, rechts Tenöre, dahinter Altstimmen. Vor ihnen aufgeschlagene Liederhefte, Einsätze bunt markiert. Einige tragen Chorkleidung der Gospelkirche Hannover oder des Gospelchors Loccum. Rund 1000 Teilnehmende sind bei der zweiten Hauptprobe des Chormusicals „Bethlehem“ dabei. Am Vormittag hatten bereits 1000 weitere geprobt.
Das Musical erzählt die Weihnachtsgeschichte modern, mit Texten von Michael Kunze und Musik von Dieter Falk, die dabei Gospel und klassische Weihnachtslieder mischen. Unterstützt von Musicalstars und einer Live-Band erzählt der Mega-Chor die Geschichte mit aktuellen Bezügen.
In der Halle herrscht aufgeregtes Flüstern. Gospelkantor Jan Meyer und Popkantor Micha Keding betreten die Bühne. Die beiden leiten auch die Aufführungen am 14. Dezember in Hannover.
Chormusical “Bethlehem”: 1000 Sängerinnen und Sänger
„Für wen ist das das erste Chormusical?“ Nicht mal ein Drittel hebt die Hand. Der älteste Teilnehmer ist Ehrhard Fischer. Er ist 89 und hat schon bei Chorereignissen wie „Luther“ und den „10 Geboten“ mitgewirkt.
Die jüngsten Singenden sind unter zehn Jahre alt, wie der sechsjährige Noah. Er ist mit seinen Eltern aus Stadthagen gekommen, wo sie beim Chor „sing4you“ mitmachen. „Ich kenne alle Lieder auswendig“, erzählt er stolz. Mit der Chormusik kam er viel früher in Berührung: „Ich war das erste Mal beim Luther-Musical in Berlin dabei, als ich mit Noah schwanger war“, erzählt seine Mutter.
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Die Teilnehmer kommen nicht nur aus der näheren Umgebung: Einige kommen aus Frankfurt, der Komponist Dieter Falk aus Düsseldorf. Falk übernimmt das Einsingen, bevor die Probe beginnt. Meyer und Keding teilen den Chor, jeder dirigiert eine Hälfte. Der erste Gesang von „Bethlehem“ beeindruckt alle. „Was für eine Power!“, staunt Meyer.
Meyer und Keding wechseln sich mit Vorsingen und musikalischer Klavierbegleitung ab. Ab und zu wird eine Playback-CD zur Hilfe genommen, damit beide gemeinsam dirigieren können.
Die Probe ist ausgelassen: Meyer und Keding lockern die Stimmung mit Sprüchen und Anekdoten. Neben dem Singen üben die Teilnehmenden Choreografien: Liederbücher werden hochgehalten, synchrones Wippen und „Klatschen ohne Klatschen“ gehören dazu. Als bei „Wenn Gott ein Mensch ist“ Handytaschenlampen in die Höhe gehalten werden, entsteht ein Sternenhimmel in der Menschenmenge.
“Bethlehem”: Wiedersehen für viele Chorsänger
Die Pause nutzen viele für ein Wiedersehen. Einige kennen sich von früheren Musicals. Annett Mergadt schwärmt: „Ich dachte, die anderen Musicals sind nicht zu toppen – und dann kam Bethlehem.“ Silke Ochotta, Sängerin der Gospelkirche Hannover, begeistert: „Mit 100 Leuten habe ich schon gesungen, aber nicht mit 1000.“
Einige Singende haben auch „Neulinge“ mitgebracht, so auch die 17-jährige Amelie. Sie hat ihre Schulfreundinnen Caro und Malin dabei. Den drei Mädels gefällt die „lockere“ Atmosphäre während der Probe und das Gemeinschaftsgefühl der Sängerinnen und Sänger. Seit Wochen haben sie Ohrwürmer der Musicallieder.
In der Pause gibt es Weihnachtskugeln für einen guten Zweck zu kaufen. Bis 20 Uhr wird weiter geprobt, Meyer lobt das Ergebnis: „Die Chöre sind bestens vorbereitet.“ Nach zehn Stunden Probe zeigt sich Zufriedenheit – und Müdigkeit.
Bis zur Generalprobe am 13. Dezember proben alle in ihren Gruppen weiter. Am 14. Dezember heißt es dann: „Bethlehem, beginnen wir zu sehen und zu verstehen!“
Tickets unter www.chormusicals.de
Autorenhinweis: Stina Welzig arbeitet für die Medienarbeit der Landeskirche Hannovers.