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Besser analog oder digital? – Wenn das Kind nicht lesen will

Kinder fürs Lesen zu begeistern ist gar nicht so leicht. Gerade im Zeitalter der digitalen Medien ist die Ablenkung groß. Manchmal kann das Internet auch beim Lesenlernen helfen – allerdings nicht immer.

Jeder vierte Viertklässler in Deutschland kann laut aktueller Iglu-Studie nicht richtig lesen. “Das betrifft nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund, sondern auch deutsche Kinder”, sagt die Vorsitzende des Bundesverbandes Leselernhelfer, Huguette Morin-Hauser. Um Lesen zu lernen und Spaß daran zu finden, könne es hilfreich sein, das Internet einzubeziehen. Auch eine Untersuchung des Deutschen Schulportals kommt zu dem Schluss, dass digitale Medien das Lesenlernen unterstützen können – aber nur unter bestimmten Bedingungen.

“Es kann Sinn machen, zum Lesen lernen aufs Tablet zurückzugreifen”, erklärt Morin-Hauser. “Es gibt sehr hilfreiche Apps zum Üben des Lesens. Für manche Kinder hat ein Tablet eine größere Faszination als ein Buch.”

– Initiativen wie “Booktok” – dabei stellen Kinder oder Jugendliche ihre Lieblingsbücher im Internet vor – könnten helfen, Kinder über soziale Medien zum Buch zu bringen, sagt Morin-Hauser.

Die Lesementoren wechselten bei ihren Lese-Sitzungen mit den Kindern zwischen Buch und Tablet ab und übten das Lesen analog und digital gleichermaßen, sagt die Expertin. Es sei wichtig, immer wieder zum Buch zurückzukehren. “Um mit dem Internet richtig umgehen zu lernen, ist es wichtig, auch zu verstehen, was man liest.” Der Wortschatz bilde sich besonders gut über das Lesen von Büchern aus.

– Wie viele korrekte Wörter können Dritt- und Viertklässler innerhalb von fünf Minuten in einem digitalen und in einem analogen Textformat lesen? Dabei konnten laut Studien keine wesentlichen Unterschiede festgestellt werden, so das Deutsche Schulportal. Anders sehe es beim Verstehen eines Textes aus. Dies sei laut Studienlage auf dem Papier eher gegeben als auf einem digitalen Gerät. Längere digitale Texte sind demnach offenbar herausfordernder als längere Texte auf dem Papier.

– Kindern dürften mit den digitalen Programmen und Tools nicht alleingelassen werden, sonst gebe es keine positiven Effekte, betont das Deutsche Schulportal. Die Programme und Aufgaben müssten vorher im Unterricht eingeführt werden. Zudem komme es sehr auf die Auswahl an. Zudem machten Kinder manchmal zwar digital Lesefortschritte, aber das schlage sich nicht unbedingt auch beim analogen Lesen nieder. Hier käme es sehr auf die Auswahl der Programme an.