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Beratungsstelle „Tamar“ vorerst gerettet

SOEST – Die zeitweilig von der Schließung bedrohte Prostituiertenberatungsstelle „Tamar“ in Südwestfalen kann weiterarbeiten. Das nordrhein-westfälische Sozialministerium hat eine Förderung des Projektes „Prostitution: Beratung, Orientierung, Ausstieg“ aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds bewilligt, erklärte die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen in Soest. Damit sei der Fortbestand von zwei Stellen für vorerst zwei Jahre gesichert. Um das Beratungsangebot langfristig erhalten zu können, will die Frauenhilfe als Trägerin bis 2020 eine neue Finanzierungsmöglichkeit suchen.
„Tamar“ ist den Angaben nach das einzige Hilfeangebot für Prostituierte in der Region Südwestfalen. Die Beratung umfasst gesundheitliche und psychosoziale Fragen, Unterstützung bei Behördengängen und Begleitung beim Ausstieg.
Die hilfesuchenden Frauen würden dabei auch über neue gesetzliche Regelungen wie das seit Juli 2017 geltende Gesetz zur Regulierung des Prostitutionsgewerbes informiert, hieß es. Das Gesetz verpflichtet Prostituierte unter anderem dazu, ihre Tätigkeit anzumelden, eine jährliche Gesundheitsberatung wahrzunehmen und Behörden den Zutritt zu den Geschäftsräumen zu gewähren. Die Arbeit von „Tamar“ solle dazu beitragen, die vielfach bei Prostituierten bestehenden Vorbehalte gegenüber einer Anmeldung bei den Behörden zu mindern, erklärte Pfarrerin Birgit Reiche, Leiterin der Beratungsstelle.
Ende vergangenen Jahres drohte der sozialen Einrichtung jedoch das Aus. Im September 2017 war unter anderem eine dreijährige Förderung der „Aktion Mensch“ ausgelaufen. Anträge auf eine anteilige Kostenbeteiligung der fünf Kreise sowie der Stadt Hamm wurden abgelehnt. Zahlreiche Gespräche mit verschiedenen Landtagsabgeordneten und vor allem politischer Nachdruck hätten nun endlich Erfolg gezeigt, erklärte die Frauenhilfe. epd