Ein Insider der russisch-orthodoxen Kirche erwartet eine Vatikan-Initiative für eine Begegnung von Patriarch und Papst. Ein erneuter Besuch des Papst-Sondergesandten Zuppi in Moskau ist dagegen derzeit nicht vorgesehen.
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. ist einem engen Berater zufolge offenbar grundsätzlich zu einem Treffen mit Papst Franziskus bereit. Kyrills Berater für auswärtige Kirchenbeziehungen, Erzpriester Nikolai Balaschow, sagte der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti (Mittwochabend): “In der Russischen Orthodoxen Kirche besteht weiter eine prinzipielle Offenheit für die Möglichkeit einer neuen Begegnung des Patriarchen von Moskau und ganz Russland, Kyrill, mit Papst Franziskus.” Ein solches Treffen müsse gebührend vorbereitet werden, damit es Resultate bringe.
Soweit er wisse, seien nun Schritte des Vatikans zu erwarten, so Balaschow. Der Geistliche war bis August 2022 lange Jahre Vizechef des Außenamts des Moskauer Patriarchats. Während Franziskus in den vergangenen Monaten mehrfach sein Interesse an einem Treffen mit Kyrill I. bekundete, winkte die russisch-orthodoxe Kirche zuletzt noch ab.
Der stellvertretende russische Außenminister, Alexander Gruschko, stellte unterdessen klar, dass man mit dem Vatikan momentan nicht über einen erneuten Moskau-Besuch des Sonderbeauftragten des Papstes für eine Beilegung des Ukraine-Kriegs, Kardinal Matteo Zuppi, rede. “Wir pflegen normale Arbeitskontakte zum Vatikan”, fügte er laut der Staatsagentur Tass hinzu. Außenminister Sergej Lawrow hatte vergangene Woche indes davon gesprochen, Zuppi werde wieder nach Moskau kommen und man sei bereit, sich mit ihm zu treffen. Der Kardinal war bereits Ende Juni in Moskau und führte im Auftrag des Papstes auch Gespräche in Kiew, Washington und Peking.
Schon seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 wird spekuliert, ob sich Franziskus und Kyrill I. treffen, um über eine Beendigung des Krieges zu sprechen. Ein für Sommer 2022 geplantes Treffen in Jerusalem war “wegen des Krieges suspendiert” worden, wie der Papst später sagte.
Es kam auch zu keiner Zusammenkunft im September 2022 in der kasachischen Hauptstadt Astana, die Franziskus in einem TV-Interview angekündigt hatte. Kyrill I. reiste nicht zu der dortigen interreligiösen Konferenz – im Gegensatz zum Papst. Im Gespräch war ebenso, dass Franziskus Ende August 2023 auf seinem Flug in die Mongolei einen Zwischenstopp in Moskau einlegen könnte, um mit Kyrill I. am Flughafen zu sprechen.
Beide Kirchenoberhäupter waren 2016 in der kubanischen Hauptstadt Havanna zu einer historischen ersten Begegnung eines Papstes und eines Moskauer Patriarchen zusammengekommen. Ein weiteres Treffen von Franziskus und Kyrill I. gab es bislang nicht. Kyrill I. wird international kritisiert, weil er als wichtiger Verbündeter von Kreml-Chef Wladimir Putin den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützt.