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Beim westfälischen Orgeltag mal selbst in die Tasten greifen

Am 16. Juni gibt es in der Evangelischen Kirche von Westfalen die Möglichkeit, Orgeln ganz nah zu kommen, sie zu hören, zu besichtigen und auszuprobieren. Erstmals sind katholische Gemeinden dabei.

Alt und Jung haben beim westfälischen Orgeltag die Möglichkeit, dem faszinierenden Instrument ganz nahe zu kommen.
Alt und Jung haben beim westfälischen Orgeltag die Möglichkeit, dem faszinierenden Instrument ganz nahe zu kommen.Foto: Maria di Martino

Windlade, Traktur, Gedackt, Labium: Wer mit fachkundigen Menschen über Orgeln spricht, dem schwirrt schnell der Kopf bei so vielen Spezialbegriffen. Man wünscht sich einen Sprachkurs. Oder eines der vielen Angebote zum Westfälischen Orgeltag am 16. Juni, an dem die ganze Bandbreite der „Königin der Instrumente“ vorgestellt und erlebbar wird.

Zum Beispiel mit der Selbstbau-Orgel, einer Miniatur-Ausgabe der großen Kirchenorgeln. Die haben Tausende von Pfeifen; ausgeklügelte Mechanismen verbinden Tasten, Luftkanäle und Pfeifen miteinander und erzeugen im rechten Moment den gewünschten Ton. Wie das genau funktioniert, zeigt der Bausatz des Orgelbauers Stefan Peters aus Glandorf, der so konstruiert ist, dass er auch von Laien vor Ort zusammengesetzt werden kann. So können Interessierte direkt verfolgen, wie viele kleine Schritte notwendig sind, um eine Orgel zum Klingen zu bringen und nachvollziehen, wie die Töne entstehen.

Rund um den Orgeltag ist die Selbstbau-Orgel in westfälischen Gemeinden unterwegs, unter anderem in Soest, Kamen, Herne, Rheine und Bielefeld. Genaue Informationen gibt es im Internet unter www.orgeltag-westfalen.de unter dem Punkt „Mitmachen/Orgelbausatz“.

Wie lässt sich Orgelmusik-Nachwuchs gewinnen?

Stefan Peters erzählt am Telefon mit ansteckender Begeisterung von seiner Arbeit und seinen Bemühungen um die Gewinnung von Nachwuchs für das Bauen und Spielen dieser einzigartigen Instrumente. Genau aus diesem Grund hat er den Orgelbausatz hergestellt: Er wird von Kirchenmusikerinnen und -musikern genutzt, um Interesse für die Orgel zu wecken. „Orgelbau und Orgelmusik gehören zum immateriellen Weltkulturerbe“, sagt Peters. „Da müssen wir uns doch darum bemühen, dass diese Tradition erhalten bleibt.“

 

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Um den Umgang mit seiner Selbstbauorgel noch einfacher zu machen, hat Peters ein Youtube-Video mit einer Schritt-für-Schritt-Bauanleitung gedreht. Schon auf dem Bildschirm ist es faszinierend zu sehen, wie aus etwas, das zunächst aussieht wie ein Ikea-Bausatz, nach und nach ein voll funktionsfähiges Instrument entsteht. Die Orgeltasten etwa sind zunächst nicht mehr als schlichte schwarze und braune Holzleisten. Erst wenn sie in das Gestell eingefügt und über Drähte mit der Windlade verbunden werden, versteht man den Mechanismus, der auf Tastendruck die Luftzufuhr zu den Pfeifen regelt.

Orgelspaziergang in Münster und Orgelkonzert für Kinder in Rheine

Ähnlich ist es mit dem Luftstrom – dem „Wind“ – selbst: Er wird über Handblasebälge – die sogenannten Schöpfer –, erzeugt. Zwei ganz profane Plastikrohre leiten die Luft zunächst in den Magazinbalg, einen Speicher, in dem gleichmäßiger Druck aufgebaut wird – wichtig für den regelmäßigen Druck, der einen gleichmäßigen Ton gewährleistet. Von dort aus geht es weiter in eine Art Verteilerstation, die „Windlade“. Hier wird über Schiebeleisten – die „Laden“ – kontrolliert, durch welche Pfeifen die Luft schließlich strömt. Wenn jetzt eine Taste gedrückt wird, erklingt schließlich ein klarer, weicher Ton.

Wie vielfältig Klang und Einsatzmöglichkeiten von Orgeln außerdem sind, zeigt der westfälische Orgeltag mit einem umfangreichen Programm – zum ersten Mal übrigens gemeinsam mit katholischen Gemeinden. Gleich an zwei Orten, in Elsey und in Herford, erklingt zum Beispiel das „Vogelarium“ des Komponisten Andreas Willscher, der Vögel der Bibel durch die Orgel darstellt. In Münster führt ein Orgelspaziergang „auf den Spuren der Königin“ zu drei verschiedenen Orgeln und in Rheine gibt es erst für Kinder ein Orgelkonzert rund um die Arche und später eine Aufführung der „Orgelsinfonie“ für Orchester und Orgel von Camille Saint-Saëns. Gleich mit vier Händen und Füßen wird in der katholischen St. Marien-Kirche in Siegen-Oberstadt gespielt.

Auf www.orgeltag-westfalen.de gibt es eine interaktive Karte mit Veranstaltungsorten und Angeboten.