Sich in Rom fortzubewegen, war noch nie besonders einfach: Man wartet an Haltestellen auf Busse, die nie kommen, schlängelt sich hupend mit Auto oder Roller durch den Verkehr und um Schlaglöcher herum oder wird als Fußgänger durch herumstehende Besuchergruppen ausgebremst. Seit rund zwei Jahren blockieren nun zusätzlich noch Dutzende Baustellen die Wege durch die Stadt.
Die Absperrungen strahlen meist freundlich in Weiß und Gelb – den Farben des Vatikans. „Roma Giubileo 2025“ steht auf Planen darauf geschrieben. Ende Dezember wird das „Jubiläum 2025“, das „Heilige Jahr“, eingeläutet. Und selbst der profanste Römer wird jubeln, denn dann sollen auch die meisten Baustellen passé sein. Rom werde der Welt zum Heiligen Jahr ein ganz neues Gesicht zeigen, versprach Bürgermeister Roberto Gualtieri in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung La Repubblica.
Seit 1475 wird alle 25 Jahre ein Heiliges Jahr begangen, in dem gläubige Katholiken nach Rom kommen sollen, wo sie ihre Sünden vergeben bekommen. Zu den geschätzt 35 Millionen Touristen, die Rom jährlich besuchen, erwartet der Bürgermeister für 2025 weitere 100.000 Pilger – pro Tag.
Rund vier Milliarden Euro soll die Verjüngungskur fürs Heilige Jahr kosten
Anlass für die Stadt, sich einer städtebaulichen Verjüngungskur zu unterziehen. „Wir holen jetzt nach, was in den letzten 20 Jahren versäumt wurde“, sagt Gualtieri. Er ist optimistisch, dass der straffe Zeitplan in den meisten Fällen eingehalten werden kann. „Wir sehen das Ende des Tunnels“, sagt er stolz wenige Wochen vor Jahresende. Rund vier Milliarden Euro sollen insgesamt für das Heilige Jahr verbaut werden. Das Geld kommt vom italienischen Staat, vom Vatikan und von der EU.
Der Endspurt hat begonnen, seit dem Ende der Sommerferien wird emsig gewerkelt. 137 Baustellen seien noch offen, gab Bürgermeister Gualtieri Mitte September bekannt. Das wichtigste, weil für die Pilger sichtbarste Projekt: eine durchgehende Fußgängerzone von der Engelsburg zum Petersdom. Der rund 300 Meter lange Weg war bislang von einer pulsierenden Verkehrsader durchtrennt. Die Menschen stauten sich in Trauben an den Fußgängerüberwegen, Stadtpolizisten sorgten zusätzlich zu den Ampeln für Ordnung.
Rom: Springbrunnen und Bäume statt Schlangen von Autos
In Zukunft sollen hier Springbrunnen und Bäume statt Schlangen von Autos den Blick prägen – der Autoverkehr wird unter die Piazza Pia in einem Tunnel verlegt, der dafür verlängert wird. Die Kosten: mindestens 70 Millionen Euro. Wie in Rom üblich, wurden auch bei diesen Bauarbeiten archäologische Funde gemacht. Ein Skelett, das unter der einstigen Fahrbahn entdeckt wurde, wurde in Rekordzeit zu Untersuchungen abtransportiert, sodass die Arbeiten nicht monatelang ruhen mussten.
Auch die Via Ottaviano, die vom Norden Richtung Petersplatz führt, wird zur Fußgängerzone umgebaut. Lediglich die Tram-Trasse, die dort verläuft, bleibt erhalten. Die Straße werde zu einem „städtischen Wohnzimmer“, versprach Bürgermeister Gualtieri. Ab Ende Oktober soll ein von Bäumen gesäumter Boulevard die bisher hektische Ecke aufwerten. Doch die vergangenen Tage haben schon ein gravierendes Problem offenbart: Regnet es mal heftiger, steht die neue Straße blitzschnell unter Wasser. Kommunalpolitiker der rechten Opposition spotten bereits: „Die Einschreibungen für eine Mitgliedschaft im neuen Schwimmbad in der Via Ottaviano sind eröffnet“, schreibt Luca Aubert von der Lega in den sozialen Netzwerken.
Gehwegen, Brunnen und viel Grün fürs Heilige Jahr
Nicht nur um den Vatikan wird gewerkelt. Auf der bei Touristen beliebten Piazza Navona sind alle drei Brunnen wegen Restaurierungsarbeiten verhängt. Kalk und andere Ablagerungen werden entfernt, damit sie im kommenden Jahr wieder strahlen. Vor der Lateranbasilika wird es allerdings etwas länger dauern. Die bisherige Freifläche, die oft für politische Kundgebungen oder Konzerte genutzt wurde, soll künftig mit Gehwegen, Brunnen und viel Grün gestaltet sein. Der Platz ist aber wohl erst ab dem dritten Quartal 2025 wieder zugänglich.
Auch der Vorplatz des Hauptbahnhofes Termini und die Piazza Risorgimento werden laut Medienberichten nicht rechtzeitig fertig, die Baustellen sollen teilweise ruhen und die Arbeiten nach dem Heiligen Jahr fortgesetzt werden. Die Rom-Touristen werden also auch im kommenden Jahr öfter mal vor Bauzäunen stehen. Vor allem am zentralsten Ort der Stadt: Zwischen Kolosseum und der Piazza Venezia wird die Metro-Linie C ausgebaut. Und das wird noch für mehrere Jahre die Geduld der Römer und der Besucher in Anspruch nehmen.